Fake News MDR: Video über Polizeieinsatz manipuliert
Sender gesteht „bedauerliches Missgeschick“ / Film zur Auflösung einer Straßenblockade von Klimaaktivisten
Nach einem Bericht des Portals „t-online.de“ soll in der Redaktion des MDR bei einem Werbevideo für eine TV-Dokumentation über die Auflösung einer Straßenblockade die Tonspur verändert worden sein. Dadurch könnte der Eindruck unangemessener Polizeigewalt entstanden sein. Zuerst hatte das Portal „pleiteticker.de“ berichtet.
Das ursprüngliche Video entstand bei einer Straßenblockade der „Letzten Generation“ in Berlin, bei der es mehrfach zu Interaktionen zwischen der Polizei und den umstrittenen Klimaprotestierern kam. Vor rund zwei Wochen veröffentlichte „MDR investigativ“ ein Video, das einen solchen Vorfall zeigt. Darin zu sehen ist ein Beamter der Berliner Polizei, der einen Aktivisten warnt, dass er ihm Schmerzen zufügen müsse, wenn er nicht selbstständig die Straße verlasse.
Das entsprechende Video ging schnell viral. Der MDR stellte wenig später auch ein Video auf Youtube, so „t-online.de“ weiter. Es war der Teaser zur Doku „Inside Letzte Generation“, die der MDR am 1. Mai veröffentlichte. Das Problem: Das Werbe-Video hatte plötzlich eine andere Tonspur.
So wurden an einer Stelle die Schreie des Aktivsten zweimal hintereinander geschnitten. Dadurch sind die Schreie des Aktivisten, die teilweise auch übertrieben wirken, länger zu hören. Die Worte, die das Mitglied der „Letzten Generation“ zwischenzeitlich an die Polizei richtet, sind von der zusätzlichen Tonspur wiederum größtenteils überdeckt. Pikant ist das vor allem deshalb, weil der damalige Einsatz der Polizei kritisiert wurde. Einige sahen darin Polizeigewalt, andere rechtfertigten den Einsatz damit, dass der Beamte vorher angekündigt hatte, dem Aktivisten Schmerzen zufügen zu müssen, sollte er die Straße nicht selbstständig verlassen.
Auf Anfrage des „Pleitetickers“ wies eine Sprecherin des MDR zunächst die nachträgliche Veränderung der Tonspur zurück. „Nach Feedback aus unserer Redaktion kann ich Ihnen mitteilen, dass die Tonspur in unserem Youtube Short das Original ist.“ Wenig später ruderte sie jedoch zurück. „Wir müssen unsere Aussage von heute früh revidieren und möchten uns dafür entschuldigen. Nach Durchsicht aller MDR-Veröffentlichungen zu dem Thema ist uns bei dem Short auf Youtube beim Abmischen der Tonspur ein unerklärbares bedauerliches Missgeschick passiert.“ Mittlerweile hat der MDR das betreffende Video gelöscht.
Im Netz ist man dennoch irritiert. Einen Tag nach dem Bekanntwerden des ungewöhnlichen Videoschnitts unterstrich MDR-Chefredakteurin Julia Krittian bei den „Medientagen Mitteldeutschland“ in Leipzig mit Blick auf die Glaubwürdigkeit von Medien die Rolle regionaler Berichterstattung. „Nähe zu den Menschen vor Ort ist ein Wert, den man hochhalten muss“, äußerte sie in der Talk-Runde „Im Krisenmodus: Mediennutzung und Glaubwürdigkeit“. (uk)