Berlin und München Störaktionen von Klimaaktivisten auf Flughäfen
Für ihre Flughafen-Blockade in Berlin hat die Gruppe „Letzte Generation“ scharfe Kritik geerntet. Dennoch versuchen die Aktivisten erneut, den Flugbetrieb lahmzulegen - dieses Mal in München und in Berlin.
Berlin - Zwei Wochen nach einer viel kritisierten Störaktion am Hauptstadtflughafen haben Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ erneut versucht, mit Störungen des Flugbetriebs auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Am Flughafen München klebten sich laut Polizei mehrere Menschen am Donnerstagmorgen im nördlichen Bereich des Airports auf einem Rollweg fest. Auch am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) gelang es zwei Aktivisten Polizeiangaben zufolge, sich auf einem Vorfeld nahe des Zauns festzukleben. Bis zum Rollfeld seien sie aber nicht gekommen. Im Gegensatz zu der Aktion am BER vor zwei Wochen kam es zu keinen Einschränkungen des Flugverkehrs.
In München wurde laut einem Sprecher des Flughafens die Start- und Landebahn zeitweise gesperrt, die Flugzeuge nutzten stattdessen eine Landebahn im Südbereich. Laut Polizei hatten Aktivisten der Gruppe auch im Südbereich des Flughafens protestieren wollen. Die Beamten hätten sie aber vorher aufgehalten.
Laut einem Sprecher des Flughafen Münchens griff die Polizei rasch ein. „Die sind sehr schnell von der Bundespolizei wieder entfernt worden.“ Auch weil die südliche Start- und Landebahn durchgehend in Betrieb war, habe es keine Annullierungen und nur geringfügige Verspätungen gegeben. Die Polizei nahm die Aktivisten in Gewahrsam.
Flieger mit Notfall-Patient musste umgeleitet werden
Ein Flugzeug mit einem Notfall-Patienten konnte erst mit rund 20-minütiger Verspätung landen. „Ein 80-Jähriger Passagier klagte über Schmerzen in der Brust. Nach jetzigem Stand ist er derzeit Gott sei Dank in einem stabilen Zustand“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München.
Am BER sei - anders als bei der Aktion vor zwei Wochen - der Flugbetrieb am Donnerstagvormittag nicht beeinträchtigt gewesen, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei. Die Demonstranten hätten einen Zaun durchschnitten, und zwei von ihnen hätten sich auf einem Vorfeld nahe des Zauns festgeklebt. Bis zum Rollfeld seien sie aber nicht gekommen. Sechs weitere Aktivisten seien nicht auf das Gelände vorgedrungen. Der ganze Einsatz habe rund eine Stunde gedauert. Seit dem vergangenen Vorfall am BER, bei dem Flugbetrieb für fast zwei Stunden lahmgelegt war, seien die Kräfte verstärkt worden.
Die „Letzte Generation“ teilte über Twitter mit, sie habe die Polizei vor Beginn der Aktion über den Plan informiert. Die Sprecherin der Bundespolizei wies diese Darstellung auf Anfrage zurück. Es seien zuvor keine konkreten Informationen bekannt gewesen.
Gruppe will Druck auf Bundesregierung erhöhen
Die „Letzte Generation“ sorgt mit ihren Blockadeaktionen oder mit Attacken auf Kunstwerke derzeit oft für Schlagzeilen. Mit ihren Aktionen will die Gruppe den Druck auf die Bundesregierung erhöhen, stärker gegen die Klimakrise vorzugehen. „Wir stellen uns den Ursachen der Klimakatastrophe direkt entgegen“, teilte die Gruppe auf Twitter mit. „Wo bleiben zumindest erste Sicherheitsmaßnahmen wie ein Tempolimit oder 9-Euro-Ticket?“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte die erneuten Blockadeaktionen. „Protest gegen Umweltzerstörung oder gegen Klimazerstörung ist gerechtfertigt und es ist richtig. Aber er sollte so gewählt sein, dass Menschen nicht unnötig darunter leiden, damit die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Klimaschutz nicht gefährdet wird“, sagte der Grünen-Politiker sagte am Donnerstag am Rande eines Besuchs in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria.
Der Flughafenverband ADV (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen) kritisierte die Aktion am Donnerstag. Dem Verband fehle dafür „jedes Verständnis“, hieß es. Es sei nicht hinnehmbar, wenn die Sicherheit des Luftverkehrs gefährdet werde. „Schwerere Eingriffe in den Luftverkehr werden zurecht strafrechtlich verfolgt.“ Mitglieder der Gruppe stehen wegen ihrer Protestformen immer wieder vor Gericht und werden häufig zu Geldstrafen verurteilt.
Herrmann fordert Überprüfung des Sicherheitskonzepts
Nach der Protestaktion am Münchner Flughafen forderte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann eine umgehende Überprüfung des dortigen Sicherheitskonzepts. Der CSU-Politiker sagte am Donnerstag in München zudem, es sei eine „unverfrorene Rücksichtslosigkeit“, nicht nur laufend gegen Gesetze zu verstoßen, sondern mit irrsinnigen Aktionen auch eine Vielzahl anderer Menschen potenziell zu gefährden. Als Beispiel nannte er Flugzeuge, die trotz Notfällen nicht regulär landen könnten. „Diese Aktivisten sind offenbar so verbohrt, dass es ihnen egal ist, wenn andere Menschen zu Schaden kommen.“
Herrmann sagte, bei den Nordbahn-Klebern stünde der Verdacht eines „Gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr“ sowie weiterer Straftaten im Raum. „Der Strafrahmen liegt hier bei bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe. Der Flugverkehr auf der Nordbahn war für rund 45 Minuten gesperrt.“