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Druschba-Pipeline Tschechien will ab 2025 kein russisches Erdöl mehr kaufen

Importe sollen künftig über Italien ins Land kommen / „Washington Post“: Selenskyj wollte Druschba-Pipeline sprengen lassen

24.05.2023, 13:51
Ein Ableger der Druschba-Pipeline führt  auch in das brandenburgische Schwedt.
Ein Ableger der Druschba-Pipeline führt auch in das brandenburgische Schwedt. Foto: dpa

Prag/Budapest - Tschechien soll mittels einer Kapazitätserhöhung der Transalpinen Ölleitung (TAL) ab 2025 von russischen Erdöllieferungen unabhängig sein. Das gab Ministerpräsident Petr Fiala gestern beim Besuch des zentralen Rohöl-Tanklagers bei Prag bekannt. Er sprach von einem Meilenstein. Der für sein Land nutzbare Teil der TAL-Kapazität solle auf acht Millionen Tonnen jährlich verdoppelt werden.

Die Transalpine Ölleitung führt vom Hafen im italienischen Triest ins bayerische Ingolstadt. Von dort besteht Anschluss an die Pipeline der tschechischen Staatsfirma Mero. Für den TAL-Ausbau ist der Austausch von Pumpen erforderlich. Mero übernimmt die Kosten, die auf bis zu 67,5 Millionen Euro geschätzt werden. Im vorigen Jahr stammten noch 56 Prozent des nach Tschechien importierten Rohöls aus Russland.

Hintergrund des geplanten Verzichts auf Lieferungen über die Druschba-Pipeline aus Russland ist der Ukraine-Krieg. Die liberalkonservative Regierung in Prag zählt zu den entschiedenen Unterstützern Kiews.

Zuvor hatte die „Washington Post“ berichtet, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit der Idee geliebäugelt haben soll, die Druschba-Pipeline in die Luft jagen zu lassen.

Bei einem Treffen Mitte Februar mit der stellvertretenden Ministerpräsidentin Yuliya Svrydenko soll Selenskyj vorgeschlagen haben, die noch zu Zeiten der Sowjetunion gebaute „Druschba-Pipeline“ zu sprengen. Mit der Pipeline liefert Russland Erdöl auch in das EU- und Nato-Mitgliedsland Ungarn. „Selenskyj betonte, dass die Ukraine die Pipeline einfach in die Luft jagen und damit die Industrie des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zerstören sollte, die stark auf russisches Öl angewiesen ist“, zeigen bisher unveröffentlichte Leaks, so die US-Zeitung. Das Pentagon, mit den Inhalten der durchgesickerten Dokumente konfrontiert, habe die Echtheit des Materials nicht bestritten.

In Budapest hatte der Bericht für Empörung gesorgt. Die Drohung, die Druschba-Öl-Pipeline zu sprengen, richte sich „gegen die Souveränität Ungarns, da die Sicherheit der Energieversorgung eine Frage der Souveränität ist“, so Ungarns Außenminister Peter Szijjarto, berichtete das Portal „Telepolis“. (dpa/uk)