1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Riots in Großbritannien: Unbequeme Wahrheiten

Riots in Großbritannien Unbequeme Wahrheiten

Die britischen Historiker Douglas Murray und Robert Servie streiten über Ursachen der Unruhen in ihrem Land.

Von Uwe Kreißig 08.08.2024, 19:15
Polizeieinheiten kämpfen gegen Randalierer in Belfast (Nordirland).
Polizeieinheiten kämpfen gegen Randalierer in Belfast (Nordirland). Foto: David Young/PA Wire/dpa

In der englischen Zeitschrift „Spectator“ machen sich zwei britische Historiker Gedanken über die Unruhen in ihrem Land, die durch die Ermordung von drei kleinen Mädchen in Southport ausgelöst worden waren. Tatverdächtig ist ein in Wales geborener Jugendlicher, dessen Eltern aus Ruanda eingewandert waren.

Douglas Murray (Buch „Der Selbstmord Europas: Immigration, Identität, Islam“) erkennt in erster Linie soziale Ursachen für die Ausschreitungen. In den Zentren der Unruhen sei die Arbeitslosigkeit seit 2011 auf hohem Niveau verharrt oder sogar gestiegen. Dennoch habe die Regierung durch Migration Arbeitskräfte importiert und als Begründung gesagt, dass dadurch die Wirtschaft wachse. „Selbstverständlich ist dieses ,Wachstum’ fast vollständig gefälscht. Eine Studie nach der anderen zeigt, dass diese Art der Migration den Migranten zugute kommt, aber fast nichts zur Verbesserung der Wirtschaft beiträgt“, so Murray. Viele Briten empfinden, dass durch die Migration einheimische Arbeitskräfte unter Druck geraten. Deren Lebensstandard verschlechtere sich zudem durch die erhöhte Nachfrage nach Wohnraum und deren Folgen erheblich.

Die britischen Regierungen hätten in der Vergangenheit versprochen, das Leben der einfachen Menschen in den Problemstädten zu verbessern. Doch dies sei nicht geschehen. Die neue Labour-Regierung könnte dieses Versprechen einlösen. Oder sie könnte die Probleme mit der Migration – als „einfache und süchtig machende Lösung – vertuschen“, so Murray.

Robert Service, Autor großer Biografien über Lenin, Stalin und Trotzki, erkennt in den Unruhen gar Parallelen zum Staatsstreich von Lenin und Trotzki im Oktober 1917 in Russland. „Rechtsextreme politische Aktivisten haben zweifellos dazu beigetragen, die Unruhen auf unseren Straßen anzuzetteln, und es stellt sich die Frage, ob sie sich eines Modells des linksextremen Aktivismus bedienen, das zur Machtergreifung der Bolschewiki in Russland im Oktober 1917 führte“, so Service. Er sieht auch eine Anführerschaft des britischen Rechtsextremen Tommy Robinson, der die Randale vom Pool eines Hauses auf Zypern befeuere.

Allerdings räumt Service ein, dass die britischen Rechtsextremen auf einem niedrigeren Niveau operieren als die Bolschewiki. Zudem sei die britische Polizei erfahren, auch „Riots“, die in Großbritannien eine lange Vorgeschichte haben, zu bekämpfen.