Martin Sellner Was bleibt vom großen „Geheimplan“?
Die Kernaussagen von Correctiv zum Potsdamer Skandaltreffen über Remigration wackeln.
Die spektakulären Inhalte der Reportage „Geheimplan gegen Deutschland“ der Rechercheaktivisten „Correctiv“ werden zunehmend in Zweifel gezogen. Auslöser war ein Text auf dem Portal „Übermedien“ unter dem Titel „Der Correctiv-Bericht verdient nicht Preise, sondern Kritik – und endlich eine echte Debatte“. Das Schlimmste sei, dass Correctiv „eine systematische Unsicherheit über das, was eigentlich die Aussage des Artikels ist und worin der Skandal von Potsdam besteht“ erzeugt habe, so die Autoren Christoph Kucklick, Stefan Niggemeier und Felix W. Zimmermann.
Der Correctiv-Artikel über ein Treffen in einer Luxusvilla „suggerierte, dass in Potsdam gemeinsam die Vertreibung von Millionen Menschen nach rassistischen Kriterien inklusive der Ausweisung auch deutscher Staatsbürger geplant wurde. Das will Correctiv aber gar nicht gemeint haben, wie das Recherchekollektiv inzwischen sogar vor Gericht zu Protokoll gegeben hat“, so „Übermedien“. Unterdessen sind auch in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der „Süddeutschen Zeitung“, im „Cicero“ oder im „Spiegel“ kritische Artikel über das „Geheimtreffen“ erschienen.
Auf „Übermedien“ heißt es weiter: „Und es wird noch verrückter: In einem der zahlreichen Gerichtsverfahren hat Correctiv sogar klargestellt, dass es ,zutreffend’ sei, dass ,die Teilnehmer*innen nicht über eine rechts-, insbesondere grundgesetzwidrige Verbringung oder Deportation deutscher Staatsbürger gesprochen haben’.“ Unstrittig ist, dass der österreichische rechtsextreme Aktivist Martin Sellner auf dem Treffen aus seinem Buch „Remigration“ las.
Genau das war aber der Kern der Erstberichterstattung, der Hunderttausende Bürger zum Protest auf die Straßen trieb. Vieles ist auch weiter unklar, zum Beispiel, wann die Bundesregierung von der Correctiv-Recherche erfuhr oder ob das Treffen möglicherweise abgehört wurde. Der Text sei so schwach, „er unterstellt, statt zu belegen, er raunt, statt zu erklären, er interpretiert, statt zu dokumentieren.“ Der Artikel habe eine „systematische Unsicherheit“ erzeugt über das, was eigentlich die Aussage des Artikels sei und worin der Skandal von Potsdam bestehe.
Und welche Rolle spielte der Verfassungsschutz? Dessen Chef Thomas Haldenwang könnte entgegen früheren Regierungsangaben doch Informationen zur Erkenntnislage der Behörde bezüglich des Potsdamer „Geheimtreffens“ von Rechtsextremisten sowie AfD- und CDU-Politikern an Journalisten weitergegeben haben, wie der „Tagesspiegel“ berichtet hatte. Diese Angaben nach einer Klage des „Tagesspiegel“ „machen es zudem wahrscheinlicher, dass der Verfassungsschutz von dem Treffen im Vorfeld gewusst hat“.