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Wurde der russische Militärtransporter von der Ukraine mit einer Patriot-Rakete abgeschossen? Wer war an Bord der Il-76?

Bei Belgorod stürzt ein russischer Militärtransporter ab. Moskau meldet einen Abschuss durch Luftabwehrraketen. 65 ukrainische Kriegsgefangene seien ums Leben gekommen. Die Hintergründe sind noch völlig unklar.

24.01.2024, 22:39
Die modernisierte Version des sowjetischen Militärtransporters Iljuschin Il-76, der  1973 in die Serienfertigung ging und  in einer gestreckten Variante mit neuen Turbofans vom Typ PS-90A wieder für die russische Armee gebaut wird.
Die modernisierte Version des sowjetischen Militärtransporters Iljuschin Il-76, der 1973 in die Serienfertigung ging und in einer gestreckten Variante mit neuen Turbofans vom Typ PS-90A wieder für die russische Armee gebaut wird. Foto: imago

Belgorod/Kiew/dpa/uk. - Ein russisches Militärtransportflugzeug ist an der Grenze zur Ukraine abgestürzt. Alle 74 Insassen an Bord der Iljuschin Il-76 seien getötet worden, teilte das russische Verteidigungsministerium gestern mit. Die Maschine sei von der Ukraine abgeschossen worden.

Unabhängige Angaben gab es nicht, wen oder was das Flugzeug transportierte. Laut Verteidigungsministerium in Moskau sollen 65 ukrainische Kriegsgefangene an Bord gewesen sein, die zu einem Austausch geflogen werden sollten. Außerdem seien sechs Mann Besatzung und drei Begleitpersonen in der Maschine gewesen. Für diese Angaben gab es zunächst keine Bestätigung.

Die Ukraine äußerte sich nicht zu möglichen Kriegsgefangenen in dem Flugzeug. Allerdings wurde nach einem Bericht der „Ukrajinska Prawda“ in Kiew bestätigt, dass ein Gefangenenaustausch geplant gewesen sei. Das Nachrichtenportal berief sich dabei auf eigene Quellen.

Vermutete die ukrainische Luftabwehr in der Transporter-Maschine hochmoderne S300-Raketen?

Zudem hatte das Nachrichtenportal „Ukrajinska Prawda“ unter Berufung auf Militärquellen gemeldet, dass nach Angaben aus dem Generalstab in Kiew in der Il-76 hochmoderne Flugabwehrraketen S-300 vermutet worden seien. Zuvor war auf dem Portal berichtet worden, dass das ukrainische Militär habe von einem Abschuss des Flugzeugs gesprochen habe. Diese Fassung wurde dann geändert, so das Portal „Welt online“ gestern.

Der russische Verteidigungspolitiker Kartapolow erhob schwere Vorwürfe gegen die Ukraine. Seinen Angaben nach wurden die Kriegsgefangenen in dem Flugzeug zu einem geplanten Austausch geflogen. Eine weitere Maschine vom Typ Il-76 mit 80 Gefangenen an Bord habe nach dem Abschuss gewendet. Insgesamt habe es einen Austausch von jeweils 192 Gefangenen geben sollen, der nun gescheitert sei.

Laut Kartapolow wurde das Militärflugzeug mit drei Flugabwehrraketen entweder des US-Systems Patriot oder des deutschen Systems Iris-T abgeschossen. Das russische Verteidigungsministerium sprach davon, dass zwei Raketenaufstiege geortet worden seien. Der Abschussort liege bei Lipzy im ostukrainischen Gebiet Charkiw, rund 100 Kilometer von der Absturzstelle entfernt. Die offizielle Reichweite der Iris-T liegt allerdings bei 40 Kilometern. Nach Angaben des Portals „Futurezone“ nutze die Ukraine auch die modernste Variante der Patriot, die 100 Kilometer Reichweite aufweist.

Der ukrainische Koordinierungsstab für die Angelegenheiten von Kriegsgefangenen äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Man sammele und analysiere alle Informationen, teilte der Stab auf Telegram mit. Die Bürger sollten offizielle Mitteilungen abwarten. Zugleich betonte der Stab, dass Russland spezielle Desinformationskampagnen gegen die Ukraine führe, „um die ukrainische Gesellschaft zu destabilisieren“.