„Schwachkopf-Debatte“ „Wie in den letzten Jahren der DDR“
Die Elite und das Volk leben aneinander vorbei, so 1. FC Union-Präsident Dirk Zingler.
Der amtierende Präsident des Fußball-Erstligisten 1. FC Union Berlin, Dirk Zingler, hat sich in einem Interview kritisch zur Situation Deutschlands geäußert. „In unserem Land gibt es ja gerade einen großen Realitätsverlust. Wir benehmen uns wie in den letzten Jahren der DDR. Genau so. Es läuft wirtschaftlich schlecht, wir schicken Leuten die Polizei auf den Hals, weil sie ,Schwachkopf’ sagen. Die Elite und das Volk leben aneinander vorbei. Aber das Volk ist ja nicht doof“, sagte er der „Berliner Zeitung“ und ergänzte: „Vieles funktioniert gerade nicht in Deutschland.“
Zingler äußerte sich auch zum inoffiziellen Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban, der beim einzigen klassischen Ostverein in der 1. Bundesliga im Oktober 2022 vor Ort in der Alten Försterei war, auch, um den ungarischen Nationalspieler und Union-Kicker Andras Schäfer zu treffen: „Ja, da wurden wir gleich zu Demokratiefeinden gemacht. Abgrenzung ist zum wichtigsten Gut geworden in unserer Gesellschaft. Alle wollen ihre Agenden durchsetzen. Wissen Sie, die Homosexualität wurde in der DDR 1968 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. Wir sind mit einem Land wiedervereinigt worden, in dem Homosexualität gesetzlich noch verboten war. Ähnlich war es bei der Gleichstellung der Frau. Wir sind in bestimmten Bereichen zurückgefallen, und nun will dieses Deutschland andere Länder belehren?“
Union Berlin gilt als einmaliges ostdeutsches Erfolgsprojekt im Profisport, auch weil RB Leipzig die Osthistorie fehlt. Zingler: „Wir haben kein ausgedachtes Leitbild, sondern machen instinktiv das, was wir in dem Augenblick für richtig halten. Das hat nicht viel mit Ost oder West zu tun. Wir als Ostberliner haben ja auch andere Ansichten als jemand aus Aue, für den wir zu DDR-Zeiten hier in Berlin schon Westen waren. Die typischen Ossis gibt es nicht.“ (UK)