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Rassismus Schluss mit "Eskimo" am Stiel

"Eskimo" gilt für die indigenen Völker der arktischen Regionen als rassistisch. Nun wollen große dänische Eishersteller ihr Eis umbenennen.

Von Samantha Guenther 10.03.2021, 12:13

Forbrug l Frühlingshafte Temperaturen machen wieder Lust auf Eis am Stil. Für die Dänen wird das Eisschlecken zukünftig ohne rassistischen Beigeschmack zu genießen sein. Der Konzern Unilever lässt beim Dänemark-Ableger von Langnese, der unter dem Namen Frisko bekannt ist, eine Eissorte stillschweigend umbenennen. Dabei handelt es sich um das "Eskimo"-Eis, eine von Dänen beliebte Sorte mit einer Füllung aus Schwarzen Johannisbeeren und Schokoladenüberzug, heißt es in einem Bericht der dänischen Zeitung B.T..

Zufällig entdeckte ein Mitarbeiter von B.T., dass das Eis auf den Werbeschildern von Frisko in Kopenhagen unter der neuen Bezeichnung "Solbær Stang" präsentiert wird. "Ihre Beobachtung ist richtig. Wir ändern den Namen in "Solbær Stang" und werden ihn in den kommenden Wochen und Monaten einführen. Bis es vollständig eingeführt ist, können Sie auf einigen Eisschildern und Verpackungen immer noch unterschiedliche Namen finden", antwortet Sandhya Forselius, Pressemanagerin bei Unilever in den nordischen Ländern, auf "B.T."-Nachfrage .

Auslöser war unter anderem George Floyds Tod und die folgende "Black-Lives-Matter"-Bewegung, welche im vergangenen Sommer weltweit über rassistische Ungerechtigkeiten aufmerksam machte. Die Aktivisten forderten Marken auf, ihre rassistischen Namen und Bilder zu überdenken. 

Zahlreiche Statuen von Persönlichkeiten, denen Sklavenhaltung oder die Unterdrückung von Schwarzen vorgeworfen wird, verschwanden aus der Öffentlichkeit. Die in der Canadian Football League spielenden "Edmonton Eskimos" kündigten eine Namensänderung an und auch das NFL-Team aus Washington erklärt, dass es künftig nicht mehr als Redskins einlaufen und sein Club-Logo ändern werde.

Wie das Alaska Native Language Center informiert, ist das Wort "Eskimo" inakzeptabel für die meisten indigenen Völker Alaskas. Denn dieser Name sei kolonialistisch und ihnen von Nicht-Indigenen auferlegt worden. Grönland mit rund 55.000 überwiegend Inuit-Einwohnern wurde im 18. Jahrhundert eine dänische Kolonie und blieb dies bis 1953, als es eine dänische Provinz wurde.

1979 wurde die Hausherrschaft eingeführt und 2009 durch ein Referendum ihre Autonomie erhöht. Die Menschen in Kanada und Grönland bevorzugen seit langem andere Namen. "Inuit", was "Menschen" bedeutet, wird in Kanada verwendet. Die Inuit in Grönland bezeichnen sich in ihrer Sprache als "Grönländer" oder "Kalaallit".

Unilever ist nicht der erste Konzern, der die Namensänderung vornimmt. Bereits im vergangenen Sommer änderte der dänische Speiseeis-Hersteller "Hansens Is" sein "Eskimo" am Stil um. "Anfangs haben wir uns gegen eine Namensänderung entschieden - weil es immer schon Eskimo heißt", sagte "Hansens Is" in einer Erklärung im Juni.

"Aber nach einigen Recherchen wurde uns klar, dass das Wort die Inuit an eine Vergangenheit der Erniedrigung und ungerechten Behandlung erinnert. Darüber haben wir noch nie nachgedacht." Daraufhin kündigte das Unternehmen auf Facebook die Namensänderung an, "Der Begriff "Eskimo" erinnere die Inuit und andere arktische Völker an "eine Geschichte der Erniedrigung und der Ungleichbehandlung". Ihr Eis heißt seitdem "O'Payo". 

Auch der Eisproduzent  "Premier Is", welcher sich noch im vergangen Sommer geweigert hatte, schließt sich nun der Namensänderung an. Das "Riesen-Eskimo" soll zukünftig den Namen "Solbær Stang" (Johannesbeer-Stange) tragen. Verbannen will auch die Supermarktkette "Rema 1000" ihr "Eskimo" am Stil. Dort soll es zukünftig  "Solbær Drøm" (Johannisbeer-Traum) heißen, berichtet die "B.T."-Zeitung.

In Österreich ist der komplette "Langnese"-Ableger unter "Eskimo" bekannt. Hier dauern die Prüfungen noch an und man erwähnte gegenüber Stern.de: "Wir arbeiten intensiv daran, uns von Stereotypen und Diskriminierung jeglicher Art zu befreien. In diesem Zusammenhang verpflichten wir uns, die Sprache und Ikonografie von mehr als 400 Unilever-Marken zu überprüfen, darunter auch Eskimo."