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Unternehmen Armaturen für Asien aus Hötensleben

Die Geschäfte für das Armaturenwerk Hötensleben liefen bislang gut. Nun wird nach Asien expandiert, weil das Inlandsgeschäft schwächelt.

16.12.2019, 08:03

Hötensleben l Eine Produktionshalle des Armaturenwerks Hötensleben (AWH). Olaf Korschikowski arbeitet konzentriert an der Montage eines Scheibenventils. Bei Anlagen in der hygienischen Industrie kommen sie zum Einsatz und dienen dazu, in Rohrleitungen den Flüssigkeitsstrom abzusperren.

Das AWH ist auf die Fertigung von Edelstahlkomponenten spezialisiert. Beliefert werden Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Europaweit laufen Bier und Joghurt durch die Anlagen aus der Börde.

Mit 460 Beschäftigten zählt das Unternehmen zu den wichtigsten Arbeitgebern in Sachsen-Anhalt. In seiner Branche gehört es in Mitteldeutschland zu den Marktführern.

Aufgrund der schwindenden Nachfrage im Inland will das AWH in Zukunft verstärkt auf den asiatischen Markt setzen. Das Ziel sei, den Anteil des Asien-Geschäfts beim Gesamtumsatz auf über zehn Prozent zu steigern, kündigt AWH-Geschäftsführer Thomas Erhorn an. Bereits jetzt engagiert sich das mittelständische Unternehmen in Vietnam, im kommenden Jahr will man auch in Thailand und den Philippinen stärker Fuß fassen und dort kräftig verkaufen, um so weiter auf Wachstumskurs zu bleiben. Erhorn fliegt mehrmals im Jahr nach Vietnam. „Wir haben sehr gute Erfahrungen in diesem aufstrebenden Markt gemacht. Von hier aus wollen wir den asiatischen Markt erschließen.“ Produkte aus Deutschland würden geschätzt – die chinesische Konkurrenz hingegen habe es nicht mehr ganz so leicht.

Um im globalen Wettbewerb zu bestehen, legen sich auf über 9000 Quadratmetern Produktionsfläche rund 300 Mitarbeiter mächtig ins Zeug. Prozesse müssen nach und nach verschlankt werden. Dass ein Mitarbeiter mehrere Maschinen bedient, ist in einigen Bereichen Standard. Preislich könne man schon länger nicht mehr mit asiatischen Unternehmen konkurrieren, sagt Erhorn. In puncto Qualität habe das AWH noch immer einen Vorteil.

Für das laufende Jahr rechnet Erhorn mit rund 85 Millionen Euro Umsatz, etwas mehr als noch im vergangenen Jahr. „Dieses Ergebnis auch 2020 zu erreichen, wird dagegen sehr schwierig“, sagt der AWH-Chef. Vor allem die konjunkturelle Entwicklung bremse das Geschäft. Hinzu kommen Handelskonflikte und Sanktionen, die zum Beispiel das Geschäft mit Russland erschweren.

Um unter verschärften Wettbewerbsbedingungen zu bestehen, muss das Traditionsunternehmen auch in anderer Hinsicht wachsen. Anfang dieses Jahres wurde ein Neubau fertig. Am angestammten Standort seien nun alle Möglichkeiten ausgereizt, sagt Erhorn.

Deshalb hat das AWH vis à vis zum derzeitigen Standort eine Fläche von rund 90.000 Quadratmetern gekauft, aktuell wird ein Bebauungsplan aufgestellt. „Wir benötigen unter anderem ein neues Rohrlager“, so Erhorn. Mit vier Millionen Meter Rohr jährlich handelt AWH - das braucht viel Platz.

In diesen Tagen will Erhorn eines der wichtigsten Projekte des Unternehmens abschließen: Den Umbau der IT-Infrastruktur. Auch der dient dazu. Prozesse im Unternehmen zu optimieren. In den letzten drei Jahren hatte das AWH daran gearbeitet. Grundlage war dieser Schritt für die Einführung eines E-Commerce-Systems im kommenden Jahr. Aufträge würden bisher auf eher traditionelle Weise abgewickelt. Wer weltweit verkaufen wolle, könne aber nicht erwarten, dass sich alle Kunden an die deutschen Öffnungszeiten hielten, sagt Erhorn.

Ende Juni gab das AWH bekannt, dass es gemeinsam mit Damstahl Dänemark 90 Prozent der Anteile am dänischen Armaturenhersteller KM Rustfri erworben hat. Ziel der Investition: Das Produktspektrum erweitern, vermehrt Kunden im skandinavischen Markt bedienen. AWH-Geschäftsführer Erhorn rechnet für die Zukunft damit, dass vor allem die Systeme gekauft würden, die dabei helfen, Wasser- und Energiekosten zu sparen.