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Landwirtschaft Dennis Schmidt ist der Chefmelker

Volksstimme begleitet die Mitarbeiter der Agrargenossenschaft Uchtdorf ein Jahr lang. Heute: Chefmelker Dennis Schmidt.

Von Rudi-Michael Wienecke 29.01.2016, 00:01

Uchtdorf l Noch vor wenigen Jahren war Dennis Schmidt Auszubildender in der Agrargenossenschaft Uchtdorf, heute ist er der Chefmelker, wie ihn seine Kollegen bezeichnen. Zwar sind auch diese im Umgang mit dem Melkzeug geschult, meist überlassen sie aber dem 28-Jährigen den Platz im sogenannten Fischgrätenstand, in dem sich je sieben Kühe gegenüberstehen.

Schmidt hat die Euter fast in Augenhöhe. Erst nachdem diese gründlich gereinigt sind und die Milch aus jedem Viertel kontrolliert wurde, setzt er das Melkzeug an. Der Rinderwirt muss Verändungen der Milch erkennen, sonst gefährdet er die Qualität der gesamten Charge. Außerdem kann er an Hand der Milch Schlüsse auf die Tiergesundheit ziehen. Nicht umsonst sind Milchbauern stolz darauf, das am besten kontrollierteste Lebensmittel anbieten zu können.

Nach 10 bis 15 Minuten, wenn der Milchfluss geringer wird, wird das Melkzeug automatisch abgenommen, Schmidt desinfiziert noch einmal die Euter, damit keine Keime eindringen können, reinigt das Melkzeug. Ist eine Gruppe fertig, kommt die nächste auf den Stand. Rund 30 Liter produziert die Uchtdorfer Durchschnittskuh in 24 Stunden, 9500 Liter im Jahr.

116 Kühe melkt Schmidt aktuell täglich zweimal, die restlichen 14 Tiere der Herde sind sogenannte Trockensteher, die ihr Kalb erwarten. Allein von der Arbeitszeit her ist der Beruf ein harter. Von 4.30 bis 8.30 Uhr dauert die erste Schicht, von 15.30 Uhr bis 19 Uhr die zweite. Ein Wochenende und zwei Wochentage haben die Melker frei. Familienfreundlich ist das nicht. „Ich muss morgens leise aufstehen, um meine Freundin nicht zu wecken“, verrät der Tangerhütter, der in wenigen Wochen Vater wird. Ein anderer Beruf würde für ihn aber nicht in Frage kommen. „Ich wollte schon immer mit Tieren arbeiten. Ein Bürojob wäre nichts für mich.“

In der Bismarker Molkerei Uelzena wird aus der Uchtdorfer Milch Butter und Käse produziert. Stolz sind die Melker darauf, dass sie bezüglich der Milchqualität innerhalb der Liefergenossenschaft zu den Spitzenbetrieben gehören. Honoriert wird das derzeit nicht. Mit einem aktuellen Basispreis von 28 Cent je Kilogramm ist die Milchproduktion ein Zuschussgeschäft für die Agrargenossenschaft. Schmidt und Kollegen stehen also in der Nacht auf, mit dem Wissen, dass sie in den folgenden Stunden Verluste einfahren. Das Engagement der Truppe leidet darunter aber nicht. „Kühe wollen einen sauberen Stall, gefüttert und gemolken werden. Die Buchführung ist den Tieren egal“, bringt es der Rinderwirt auf den Punkt.