Magdeburg l Es ist September, als Diana Engelke ein langer Aufstieg bevorsteht. Vor der 32 Jahre alten Magdeburgerin und ihrem Lebensgefährten liegt der Berg Sulzfluh im Schweizer Kanton Graubünden. Engelke hat ihr Ziel fest im Blick. Es ist das Gipfelkreuz auf 2818 Metern Höhe. Engelke und ihr Partner wandern durch das Tal. Zwei Stunden sind es bis zum Einstieg in den Klettersteig. Den schweren Weg bis zur Bergspitze hat die junge Frau wenig später gemeistert.
Nach einigen Tagen ist Diana Engelke zurück in Magdeburg. In der Landeshauptstadt leitet sie das Planungsbüro Engelke Engineering Art. Ihr Vater Manfred hatte das Unternehmen 1997 gegründet. Seitdem hat sich die Firma am Markt etabliert. Mittelständler, größere Unternehmen aber auch Global Player aus dem Maschinen- und Anlagenbau setzen auf die Fähigkeiten der Ingenieure von Engelke Engineering Art. In den Büroräumen im Magdeburger Stadtteil Buckau planen und konstruieren die Mitarbeiter neue Bauteile und überprüfen bestehende Produkte auf ihre Leistungsfähigkeit. „Viele Kunden sind seit der Gründung dabei“, sagt Diana Engelke, die seit fast zwei Jahren Chefin über ein Team von zehn Ingenieuren ist.
Der Einstieg sei nicht einfach gewesen, sagt sie. „Aber die Mitarbeiter haben mich sehr gut akzeptiert.“ Im Büro von Diana Engelke hängen Fotos ihres vier Jahre alten Sohnes gleich neben dem großen Wandbild eines Bauteils, das von den Ingenieuren ihrer Firma entworfen wurde. Diana Engelke hat das Ruder im Unternehmen in einer entscheidenden Phase übernommen: Der digitale Wandel verändert die gesamte Wirtschaft. Kunden von Engelke Engineering Art erwarten neue Ansätze aus dem Magdeburger Planungsbüro. „Wir müssen sehen, wie wir uns da einsortieren“, sagt Diana Engelke. Ihre Augen strahlen. Die junge Frau lacht viel. Die Digitalisierung bietet Chancen für ihre Firma. Engelke will neue Geschäftsfelder erschließen, ein wenig wachsen. Bislang stehen in den Büchern rund eine Million Euro Jahresumsatz.
Als Geschäftsführerin ist Diana Engelke viel unterwegs, hält Kontakt zu Kunden, bespricht Aufträge mit ihrem Team. Wenn es hakt, ist sie da und packt mit an. Dann können statt eines Lächelns auch mahnende Worte über ihre Lippen kommen. Diana Engelke ist es wichtig, gegenüber ihren Mitarbeitern ehrlich zu sein. Vier Jahre lang arbeitete sie bei einem mittelständischen Unternehmen in Hessen an ihrer Doktorarbeit. Ihr damaliger Chef imponierte der jungen Frau. Dem Mann gelang es, seinen Angestellten reinen Wein einzuschenken und gleichzeitig für Motivation zu sorgen. „Er hatte immer Ideen, wie es weitergeht,“ sagt Diana Engelke rückblickend.
Am Institut für Dynamik der Universität Magdeburg hatte die Maschinenbauerin die Grundlagen für ihre Arbeit gelegt. Vor dem Einstieg ins Familienunternehmen studierte Engelke ein Jahr im französischen Grenoble. Danach hospitierte sie bei Siemens: Im Emirat Katar begleitete die junge Frau die Inbetriebnahme eines Gas- und Dampfkraftwerkes. Engelke ist neugierig, will noch dazulernen. Vater Manfred kommt ab und zu auf einen Kaffee im Büro vorbei. Der Gründer des Familienunternehmens lässt seiner Tochter freie Hand. „Bei Fragen steht er mir nach wie vor zur Seite“, sagt Diana Engelke.
Manchmal muss die Di- plom-Ingenieurin durchatmen. Dann umarmt sie ihren Sohn, den sie immer, wenn es geht, vom Kindergarten abholt. Diana Engelke geht auch gerne laufen oder Fahrradfahren. Beim Sport tankt sie Kraft für die Arbeit im Büro. Nach einem abgeschlossenen Projekt kommt es vor, dass Diana Engelke die Augen schließt. Dann denkt sie zurück an die Momente auf dem Gipfel des Sulzfluh. „Eine gemeisterte berufliche Herausforderung fühlt sich genauso an, wie das Gipfelkreuz zu erreichen“, sagt Engelke. „Das ist einfach ein tolles Gefühl.“
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