Forschung Erfindergeist aus Sachsen-Anhalt
Tüftler der Hochschule Magdeburg-Stendal haben eine geniale Konstruktion entwickelt. Die Erfindung ist mehrfach preisgekrönt.
Magdeburg l Wie so oft bei großen Erfindungen kam die Eingebung nebenbei: Eigentlich suchten Forscher der Hochschule Magdeburg-Stendal vor sieben Jahren nach Wegen, mit der Kraft der Flüsse Strom zu produzieren. Ein Wasserrad auf einer schwimmenden Station sollte dazu die Strömung anzapfen. Doch erste Ergebnisse waren ernüchternd: Die Energie würde gerade reichen, um ein Handy aufzuladen.
„Fast wäre das Projekt deshalb schon wieder in die Schubladen gewandert“, erzählt Christian-Toralf Weber, Professor für Stahl- und Leichtbaukonstruktionen an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Doch dann hatte der Wissenschaftler eine zündende Idee: Warum nicht die Wasserkraft nutzen, um eine Pumpe anzutreiben, die das Flusswasser durch ein System von Filtern presst – und es auf diese Weise gleich zu Trinkwasser aufbereitet? Es war die Geburtsstunde des sogenannten „Waver“.
Martin Deutscher, damals Student an der Hochschule, entwickelte das Design. Christian-Toralf Weber und Maschinenbau-Kollege Martin Drewes lieferten die technischen Bausteine zu. Heraus kam ein schnittiges Gerät, das an einen Katamaran erinnert. Tatsächlich aber ist der „Waver“ ein echtes Multitalent. So kann er stromlos aus Schmutzflüssen nicht nur keimfreies Trinkwasser für bis zu 2000 Menschen täglich gewinnen – mit ein paar kleinen Umbauten lassen sich dank seiner Pumpkraft ebenso gut auch nahe gelegene Felder bewässern.
„Waver“ ist damit perfekt für den Einsatz in Katastrophen- und Trockengebieten weltweit geeignet“, sagt Regina Martina Findling, Sprecherin des Teams, das inzwischen unter dem Namen „Inflotec“ firmiert. Das Konzept begeisterte nicht nur seine Entwickler, sondern auch die Jurys gleich mehrerer Wettbewerbe.
So räumte das „Inflotec“-Team 2017 den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis beim Landeswettbewerb „Bestform“ für Entwicklungen der Kreativwirtschaft in Sachsen-Anhalt ab. Im November wurden die Magdeburger von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) als einer von bundesweit 32 „Kultur- und Kreativpiloten“ prämiert.
Den Rückenwind wollen die Forscher nutzen. Im Sommer soll aus dem „Waver“-Projekt das Startup-Unternehmen „Inflotec“ hervorgehen, mit Martin Drewes und Regina Martina Findling als Gründern. Dabei ist der „Waver“ bereits im Einsatz. Dank Anschubfinanzierung durch das Preisgeld des Bestform-Wettbewerbs pumpt das Gerät in Kenia Wasser aus dem Viktoria-See auf nahe gelegene Felder.
Das Konzept hat sich herumgesprochen. „Es gibt Interessensbekundungen aus Kenia, Tansania und westafrikanischen Ländern“, sagt Findling. Wird die Nachfrage handfest, könnte nach dem Startschuss im Sommer die Produktion der ersten Geräte anlaufen. „Wir wollen uns vergrößern, aber unbedingt in Sachsen-Anhalt bleiben“, so die Inflotec-Sprecherin. Erste Partner aus der Industrie hat das Startup bereits gefunden.
Der von Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) ausgelobte Bestform-Wettbewerb geht derweil in eine neue Runde. Gesucht werden die Entwickler innovativer Ideen, die ihre Konzepte über die Vernetzung mit anderen Wirtschaftszweigen an den Markt bringen wollen. Bewerbungen sind noch bis 18. April möglich.