Iran und Kuba Geschäfte in Zeiten der Isolation
Der Atom-Streit mit dem Iran hat Unternehmen in Sachsen-Anhalt nicht davon abgehalten, Geschäfte dort zu machen.
Magdeburg l Ein paar Unternehmer haben sich in den vergangenen Jahren getraut, Geschäfte im Iran zu machen. Zu denen, die sich vom Atom-Streit und von den Sanktionen des Westens nicht beirren ließen, zählt Michael Krampitz. Er ist Geschäftsführer des Magdeburger Ingenieurbüros MWE, welches aus dem SKET hervor gegangen ist. Mit 22 Mitarbeitern plant Krampitz Stahl- und Walzwerke und baut sie gemeinsam mit Partnerfirmen auf. Der MWE-Jahresumsatz lag zuletzt bei sechs Millionen Euro, 80 Prozent der Planungsaufträge stammten aus dem Iran.
Umso mehr freut sich Krampitz nun, dass es gelungen ist, den Atom-Streit beizulegen. „Darüber sind meine iranischen Geschäftspartner und ich sehr glücklich“, erzählt er. Direkt durch Sanktionen verboten waren die Walzwerk-Projekte der MWE im Iran zu keiner Zeit. Michael Krampitz hatte nur stets Schwierigkeiten, sie zu finanzieren, weil deutsche Banken keine Geld-Transaktionen mit iranischen Instituten abwickeln durften. „Ich musste Umwege über andere Banken nehmen“, sagt Krampitz dazu.
Drei große Walzwerke, unter anderem für die Herstellung von Eisenbahnschienen, zählten zuletzt zu den iranischen MWE-Projekten. Krampitz ist zuversichtlich, weitere Aufträge zu ergattern. „Der Iran hat großen Nachholbedarf beim Ausbau seiner Infrastruktur.“
Dass MWE nicht die einzige Firma aus Sachsen-Anhalt ist, die in den vergangenen Jahren Geschäftsbeziehungen in den Iran unterhielt, zeigen die Zahlen des Statistischen Landesamtes. Seit 2005 exportierten hiesige Unternehmen jährlich Waren- und Dienstleistungen im Wert von 17 bis 43 Millionen Euro in den Iran. Hauptsächlich handelte es sich dabei um chemische und phamazeutische Produkte, um Geräte für die Elektroindustrie, Armaturen und Papierwaren. Seit rund 20 Jahren liefert auch die Elektromotoren und Gerätebau Barleben GmbH (EMB) in den Iran. „Wir haben dort alle Höhen und Tiefen erlebt und sind nun froh, dass die Wirtschaftssanktionen aufgehoben werden“, erzählt EMB-Geschäftsführer Klaus Olbricht. Sein Unternehmen exportiert vorwiegend Schutzgeräte für Transformatoren, die in der Elektroindustrie zum Einsatz kommen. EMB beschäftigt 75 Mitarbeiter, erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von rund zehn Millionen Euro. Die Exportquote lag bei 85 Prozent, etwa jedes zehnte Schutzgerät wurde in den Iran geliefert. Wie das Magdeburger Ingenieurbüro MWE war das Barleber Unternehmen EMB nicht direkt von den Sanktionen betroffen - auch hier gestaltete sich lediglich die finanzielle Abwicklung der Aufträge schwierig. „Die Iraner haben Zwischenlösungen dafür über Dubai und die Türkei gefunden“, erklärt Olbricht dazu.
In der Gesamtbetrachtung spielt der iranische Markt noch keine wichtige Rolle für die Wirtschaft Sachsen-Anhalts. 2014 exportierten hiesige Firmen Waren im Wert von 15 Milliarden Euro in die Welt - da fallen Ausfuhren für 40 Millionen Euro in den Iran nicht ins Gewicht. Doch das könnte sich rasant ändern, wenn ab 2016 die Sanktionen abgebaut werden, glaubt Klaus Olbricht. Als Magdeburger IHK-Präsident kennt er die hiesige Firmenlandschaft und weiß von seinen Dienstreisen in den Iran, welche Chancen sich dort bieten. „Die iranische Wirtschaft ist kleinteilig - wie die in Sachsen-Anhalt. Es gibt dort Maschinenbau, Chemie- und Elektroindustrie – hier würden sich Chancen für Kooperationen bieten.“
Auf dem iranischen Markt möchte künftig auch die Oddesse Pumpen- und Motorenfabrik GmbH aus Oschersleben fußfassen. Das Unternehmen beschäftigt 120 Mitarbeiter und macht derzeit 13 Millionen Euro Umsatz, die Hälfte davon erwirtschaftet es mit Exporten. „Unsere Wasserpumpen könnten in der iranischen Ölindustrie und im Bergbau zum Einsatz kommen“, erklärt Geschäftsführer Thomas Schmidt. „Obwohl in den vergangenen Jahren viele Firmen aus Asien die Lücken gefüllt haben, die westliche Unternehmen wegen der Sanktionen dort hinterließen, ist deutsche Qualität immer noch gefragt.“
Oddesse schielt aber auch auf den kubanischen Markt. „Die öffentliche Wasserversorgung dort ist in die Jahre gekommen – vielleicht könnten wir bald unsere Wasserpumpen auch dorthin liefern“, sagt Schmidt. Die kommunistische Regierung hat bereits damit begonnen, das Land langsam für ausländische Unternehmen zu öffnen. Unternehmer und IHK-Präsident Olbricht sieht auch hier große Chancen für die Wirtschaft Sachsen-Anhalts. „Nach Jahren der Abschottung benötigt Kuba fast alles“, sagt er. Hilfreich könnten Verbindungen aus DDR-Zeiten sein. „Viele Kubaner, die in der DDR studiert haben, arbeiten inzwischen für die Regierung“, so Olbricht. Allerdings: „Wenn unsere Firmen zu lange zögern, dann kommen ihnen die US-Firmen zuvor.“
MWE-Chef Michael Krampitz bemüht sich bereits seit Jahren um Aufträge für sein Ingenieurbüro: „Wir wollen zwei Walzstraßen planen und bauen, die künftig je 120 000 Tonnen Stahl verarbeiten könnten. Die Chancen stehen recht gut.“