Kleidervermietung Kinderkleidung auf Zeit

Tchibo will mit dem Magdeburger Startup „Relenda“ kooperieren. Dieses vermietet auf Zeit Baby- und Kinderbekleidung.

Von Bianca Oldekamp 10.02.2018, 00:01

Magdeburg l Nur noch selten steht Geschäftsführer Patrick Trübe selber an einem der Packtische und verstaut Kinderkleidung in Pappkartons. Das übernehmen mittlerweile Mitarbeiter für den 25-Jährigen. Er gründete die Firma Relenda Ende 2013 gemeinsam mit seinem Kollegen Henrik Scheuschner. Seit dem 23. Januar dieses Jahres agiert das Unternehmen auch für den Großhändler Tchibo als Dienstleister.

Das Kerngeschäft der Firma Relenda bildet die eigene Online-Plattform „Kilenda“. Auf dieser können Eltern unter anderem Baby- und Kinderbekleidung mieten. Die Idee dahinter: Kinderbekleidung zu leihen, ist besser als sie zu kaufen. Schließlich wachsen Babys und Kinder aus ihrer Kleidung schnell heraus, sodass die Anziehsachen nur wenige Monate getragen werden. Mit Tchibo probiert jetzt auch einer der ersten großen Händler mit „Tchibo Share“ ein solches Leih-Modell für Kleidung, das auf Nachhaltigkeit setzt.

Aus dem einstigen Zwei-Mann-Startup, das anfangs vom heimischen Schreibtisch aus geführt wurde, hat sich Relenda zu einem Unternehmen mit über 30 Mitarbeitern entwickelt. Mit Blick auf das anstehende Frühjahrsgeschäft sind die vielen Mitarbeiter aber auch nötig. Neben den eigenen Bestellungen, die zum Saisonwechsel im Kilenda-Shop vermehrt eingehen, kümmert sich das Magdeburger Unternehmen nun auch um die Abwicklung der Bestellungen, die über Tchibo Share ankommen.

Erste Gespräche über eine mögliche Kooperation gab es im Juli 2017. In der eigenen IT-Abteilung entwickelte Relenda die Online-Plattform „Tchibo Share“, auf der ausschließlich Tchibo-Kleidungsstücke vermietet werden. Durch die Kooperation mit dem Magdeburger Startup greift Tchibo auf das Wissen um die Abläufe eines funktionierenden Leihmodells für Kinderkleidung zurück. „Der Miet-Prozess läuft logistisch ganz anders als der Verkaufs-Prozess. Deshalb testet Tchibo erst einmal mit kilenda, bevor die Systeme komplett umgestellt werden.“, erklärt Unternehmenssprecherin Sandra Coy.

Dabei ist die Kooperation zwischen Tchibo und Relenda so angelegt, dass das Magdeburger Unternehmen alle operativen Aufgaben übernimmt. Dazu gehören die Annahme von Bestellung, deren Zusammenstellung, Verpackung und Versand, die Annahme zurückgesendeter Kleidung und die Reinigung dieser in Industriewaschmaschinen.

Warum Tchibo das Mietmodell testet, erklärt Sprecherin Sandra Coy: „Tchibo ist auf dem Weg, ein 100 Prozent nachhaltiges Unternehmen zu werden. Dazu gehört auch, neue Wege in Richtung nachhaltiger Konsum zu gehen. Die gesellschaftliche Entwicklung geht bekanntlich zu Sharing-Modellen.“

Auch Umweltschützer dürfte dieser neue Weg zu einer sogenannten „Sharing Economy“, also einer teilenden Wirtschaft, freuen. Laut einer Greenpeace Studie aus dem Jahr 2015 werden rund 40 Prozent der Kleidung in deutschen Kleiderschränken selten oder gar nicht getragen. Gleichzeitig schadet die Produktion dieser Kleidung aber der Umwelt. Die internationale Branchenstudie „Pulse of the fashion industry“ prophezeit der Textilbranche dennoch ein Wachstum von 63 Prozent bis 2030. Künftig könnten Leihmodelle, wie sie von Relenda und Tchibo angeboten werden, eine Alternative zum Kauf sein.

Für Nancy Kaemmerer und ihren Sohn Henri ist Miet-Kleidung für Kinder bereits Alltag. Seit der Geburt ihres fünfjährigen Sohnes bezieht die Magdeburgerin Kinderkleidung über Kilenda. „Henri ist mit Kilenda groß geworden“, sagt sie. Auch das Angebot Tchibo Share hat Nancy Kaemmerer bereits zweimal genutzt: „Modische Kinderkleidung zu mieten gibt mir die Möglichkeit Abwechslung in den Kleiderschrank zu bringen. Zugleich habe ich durch das Angebot ein gutes Gefühl, da es nachhaltig ist – und so schön einfach.“

Seitens des Magdeburger Startups verlief die Kooperation mit Tchibo bisher einwandfrei. „Tchibo ist ein wirklich angenehmer Partner, weil die Kooperation auf Augenhöhe verläuft. Wir werden ernst genommen und für das, was wir aufgebaut haben, geschätzt“, sagt Patrick Trübe und erklärt: „Durch die Kooperation lernen wir, was wir anderen anbieten müssen und wie die Zusammenarbeit ablaufen muss.“ Denn für die Zukunft plant das Magdeburger Unternehmen weitere Kooperationen auch in anderen Geschäftsfeldern.