Schweineproduktion Millionen-Geschäft für Ferkelzüchter
Die Genthiner LFD-Holding, Deutschlands führender Ferkelproduzent und Nachfolger von Straathof, verkauft zum Jahresende die 22 Standorte.
Genthin l Ein Riese der Schweineproduktion, die LFD-Holding mit Hauptsitz in Genthin, wird verkauft. 22 Standorte, darunter elf Standorte mit 53.000 Sauen, sollen „einen guten dreistelligen Millionen-Erlös“ erbringen, sagt LFD-Geschäftsführer Jörn-Frederik Göbert. 2015 kam Göbert als „Sanierer“ zur LFD (Landwirtschaftliche Ferkelzucht Deutschland), um den Scherbenhaufen aus dem Erbe von Adrian Straathof, einem der größten Schweinezüchter Europas, zu beseitigen. Straathof war dank des Vorgehens des Landkreises Jerichower Land in einem Präzidenzfall mit einem nationalen Berufsverbot belegt worden. Der Landkreis attestierte Straathof in der Gladauer Anlage zu enge Kastenstände, Qualzucht und das unbegründete Töten von Ferkeln.
Die LFD übernahm vor drei Jahren die Straathof-Standorte in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Das Unternehmen wird von Banken gehalten und treuhänderisch verwaltet.
Knapp 40 Millionen Euro hat die LFD seit 2015 sowohl in Tier- und Umweltmaßnahmen als auch in die Modernisierung von Anlagen investiert, davon knapp 13 Millionen in Sachsen-Anhalt.
Aus den Verkaufsabsichten hat Göbert zu keinem Zeitpunkt einen Hehl gemacht. „Wir sind jetzt in der Phase, in der intensive Gespräche geführt werden.“ In etwa neun Monaten soll ein neuer Gesellschafter gefunden sein, der alle Standorte der LFD als Paket erwirbt. Dazu gehören acht sachsen-anhaltische Standorte. Allein in den LFD-Ställen Sachsen-Anhalts stehen 23.000 Sauen.
Für die Großen der Branche winkt mit dem Erwerb der LFD damit ein lukratives Geschäft: Derzeit ist die LFD mit einer wöchentlichen Produktion von 28.000 Ferkeln Marktführer in Deutschland.
Die Größe der Gruppe, argumentiert Göbert im Sinne einer Massentierhaltung, eröffne neue Möglichkeiten, nachhaltig moderne Tierzucht zu betreiben. Beispielhaft nennt er dafür die Beschäftigung eigener Tierärzte, eine eigene Genetik, einen eigenen Verkauf, ein eigenes effizientes öffentliches Monitoring, einen eigenen Fuhrpark und letztlich eine eigene Zentrale. Für Göbert ist die LFD in der Branche zukunftsfähig aufgestellt und ein Modell, das auf dem Markt gefragt sei. Ein Käufer werde die Arbeit der vergangenen Jahre fortsetzen und das Unternehmen zu einem Premium-Hersteller von Schweinefleisch entwickeln, ist Göbert zuversichtlich. Es werde keinen Einzelverkauf an „Glücksritter“ geben. Dass bereits drei Kaufinteressenten in den Startlöchern stünden, wie einige Medien meldeten, dementiert Göbert. Alles sei offen.
Dabei ist hinlänglich bekannt, dass die LFD immer noch die Altlasten der Straathof-Ära herumschleppt. Das betrifft besonders die Anlage in Gladau, ausgerechnet jene Anlage, deren Haltungsbedingungen das Straathof‘sche Imperium einst ins Wanken brachte. Gladau ist heute ein Schwergewicht der Gruppe und erbringt 20 Prozent der Umsätze der LFD Holding.
Straathof bemühte sich 2012 in einem komplizierten Rechtsstreit mit der Stadt Genthin erfolglos um eine nachträgliche Legalisierung von Kapazitätserweiterungen. Knackpunkt bleibt bis heute die Erschließung der Anlage. Die Stadt Genthin und die Gladauer zeigten klare Kante, die Vorbehalte gegen Massentierhaltung sind nach wie vor groß. Die LFD setzte in dem Konflikt bisher auf eine Annährung mit den Gladauern und der Stadt Genthin durch Transparenz und Gesprächsbereitschaft.
Im Hinblick auf die derzeitige Genehmigungslage drängt sie nun auf klare Verhältnisse. Mit einem Angebot, das der Stadt Genthin in den nächsten Tagen unterbreiten wird, will das Unternehmen die Stadträte von einem sogenannten vorhabenbezogenem Bebauungsplan überzeugen.
Kern des Papiers ist der Verzicht auf 4000 Sauenplätze, eine Kapazität von 9750 Sauenplätzen und 36.000 Ferkelplätzen soll demnach verlässlich für die Zukunft gedeckelt werden. Die LFD stellt ebenso ein Konzept in Aussicht, wie Belastungen durch Gülle und Geruch eingedämmt werden können.
Das Papier trifft, nachdem Ausschüsse und Räte die Gladauer Anlage besichtigt haben, die Stadt nicht unerwartet, wird aber intern als „ganz heißes Eisen“ gehandelt.