Aufgespießt MP3 in der Drehorgel
Nostalgiker sind empört über elektronische Leierkästen.
Speyer l Selbst hinter seiner Drehorgel kann man sich nicht mehr vor dem Fortschritt verstecken. Die Leierkästen werden zunehmend mit MP3-Playern ausgestattet, auf denen tausend Lieder Platz finden. Das sorgt vor dem Jahrestreffen des Clubs der Deutschen Drehorgelfreunde in Speyer für ordentlich Stunk. Verständlicherweise, findet auch der Hallenser Rolf Becker – Nostalgiefans besser als Drehorgel-Rolf und Weltrekordhalter im Dauerdrehorgeln (48 Stunden) bekannt.
„Das Publikum wird bei so vielen Dingen veräppelt“, sagt der 68-jährige Hallenser, „heute ist ja nirgends mehr drin, was draufsteht.“ Stimmt: Nur weil Wurst auf der Verpackung steht, ist noch lange nicht Wurst drin. „Orgelmusik ist wie Biomusik – die muss echt sein und nicht elektronisch abgespielt.“ Deshalb ist es auch Wurst, dass ein MP3-Player hunderte Lieder im Repertoire hat, denn: „Beim Drehorgeln kommt es auf das Gesamtpaket an.“ Und dafür reichen Rolf Becker seine Gags und acht Lieder, die er seit 1983 spielt – natürlich ohne elektronische Hilfe.