Grusel-Mythen Mit Knoblauch gegen Dracula?
Clowns sind vielen Menschen nicht ganz geheuer. Zombies verhalten sich komisch. Und gegen Vampire hilft angeblich ein Knöllchen. Stimmt das?
Berlin (dpa) l An Halloween kommen sie aus ihren Verstecken: Vampire, Zombies, Gespenster und Hexen. Dass dieses Jahr der Schreck-Abstand coronabedingt etwas größer ausfallen muss, hält Monster womöglich nicht von einem Angriff ab. Gut, wer bei einem Vampir-Angriff mit Knoblauch ausgerüstet ist – oder etwa doch nicht? Diese und andere Grusel-Mythen auf dem Prüfstand:
Kann man sich Vampire mit Knoblauch vom Hals halten?
Es könnte sich als verhängnisvoller Irrtum herausstellen: Von der weißen Knolle zu naschen in der Hoffnung, damit einen nächtlichen Besuch Draculas abwehren zu können. Denn das Gewächs ist gerade dafür bekannt, das menschliche Blut gesünder und dünner machen zu können. Für Vampire wäre es womöglich der reinste Festschmaus.
Zwei norwegische Forscher haben vor Jahren das Verhalten von Blutsaugern gegenüber der duftenden Knolle untersucht. "Aufgrund des Mangels an Vampiren verwendeten wir stattdessen Blutegel", schreiben Hogne Sandvik und Anders Baerheim in ihrer Untersuchung von 1994. Die kleinen Tiere mussten sich zwischen einer mit Knoblauch beschmierten und einer sauberen Hand entscheiden. Das Ergebnis: zwei von drei wählten die Stinkepranke. Zudem brauchten sie an der Knoblauch-Hand nur knapp 15 Sekunden, um sich festzusaugen, dreimal länger an der sauberen.
Bei einer anderen Blutsauger-Spezies, der Mücke, haben Laborstudien dagegen überhaupt keinen Einfluss des Knoblauchs feststellen können, wie die American Mosquito Control Association schreibt: weder als Abwehr- noch als Lockmittel. Ob sich Vampire am Ende doch anders als Blutegel oder Mücken verhalten? Abwarten.
Warum wirken Clowns auf manche Menschen gruselig?
Es gibt Horrorclowns wie Pennywise in Stephen Kings "Es" oder den fiesen Batman-Gegenspieler "Joker". Diese Figuren wurden eigens erdacht, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Doch auch die vermeintlich netten Spaßmacher, die Luftballonfiguren zurechtdröseln und tollpatschig über die eigenen Quadratlatschen stolpern, treiben dem einen oder der anderen Angstschweiß auf die Stirn. Die krankhafte Furcht vor Clowns hat sogar einen eigenen Namen: Coulrophobie.
Die US-Psychologen Francis T. McAndrew und Sara S. Koehnke fanden 2015 in ihrer Untersuchung über das Wesen des Gruselns ("On the Nature of Creepiness") heraus: Viele haben ein mulmiges Gefühl bei Eigenschaften, die häufig Clowns zugeschrieben werden – etwa wenn das Verhalten eines Gegenüber nicht vorherzusagen ist oder Mimik und Gestik nicht richtig gedeutet werden können.
Zwar hätten bei der Befragung ungewöhnliche Merkmale wie übermäßig lange Finger, hervortretende Augen oder ein eigenartiges Lächeln an und für sich das Gruselempfinden nicht erhöht, schreibt McAndrew. "Doch können seltsame körperliche Merkmale alle anderen unheimlichen Tendenzen verstärken." Die Probanden fanden Clowns am schaurigsten – vor Tierpräparatoren, Sexshop-Besitzern und Bestattern.
Doch das ist nur die eine Seite: Studien belegen andererseits, dass sich Clowns zum Beispiel bei kranken Kindern positiv auf die Genesung auswirken können. Und auch Horror-Altmeister Stephen King schrieb einmal: "Die meisten von ihnen sind gut, muntern die Kiddies auf, bringen die Leute zum Lachen."
Warum laufen Zombies so komisch?
Im Kino werden Zombies meist als langsam trottende, steife Wünschelruten gezeigt, die getrieben vom Drang nach Frischfleisch ihren Opfern mit ausgestreckten Armen und abgehackten Schritten hinterherlaufen. Die Opfer segneten in Filmen wie "Dawn of the Dead" (1978) meist erst dann das Zeitliche, wenn sie von einer ganzen Horde umzingelt waren.
Was nur ist nur los im Hirn der Untoten? Dieser Frage sind die beiden US-Neurowissenschaftler Timothy Verstynen und Bradley Voytek 2014 in ihrem Buch "Do Zombies Dream of Undead Sheep?" ("Träumen Zombies von untoten Schafen?") nachgegangen.
Weil die Monster zielgerichtet auf ihre Opfer zusteuern, sind nach Meinung der beiden Forscher zwar die für Bewegungsabläufe wichtigen Bereiche in der Großhirnrinde – der Motorcortex – weitestgehend intakt. Doch aus dem schwerfälligen Schritt und den starren Bewegungen schließen sie, dass möglicherweise die sogenannten Basalganglien oder das Kleinhirn nicht mehr richtig funktionieren – so wie etwa auch Parkinson-Patienten, Menschen mit Tics oder Ataxie-Kranken, bei denen das flüssige Zusammenspiel von Bewegungsabläufen gestört ist.
Forscher Voytek machte aber klar: "Keine Art von Hirnschaden könnte so etwas wie einen Zombie ermöglichen."