Auftrag Havelberger E-Boote auf der Spree
Vier Millionen Euro lässt sich die Reederei „Stern und Kreis“ einen Auftrag kosten, der die Havelberger Kiebitzberg-Werft bekommen hat.
Havelberg/Berlin l Lange Zeit hatte die Reederei „Stern und Kreis“ in Berlin ein Geheimnis daraus gemacht, wo sie ihre elektrisch angetriebenen Katamarane bauen lassen will. Durchgesickert war allerdings bereits vor einiger Zeit, dass der grüne Millionenauftrag nach Sachsen-Anhalt geht. Und auch der Chef der Kiebitzberg-Werft in Havelberg (Kreis Stendal), der in den vergangenen Jahren eine Menge Erfahrungen beim Bau von Elektro-Booten gesammelt hat, hatte sich in den vergangenen Wochen noch bedeckt gehalten.
Doch nun ist es offiziell: Die Kiebitzberg-Werft hat den Zuschlag bekommen, die Reederei für die gegenwärtig 31 dieselbetriebene Personenschiffe unterwegs sind, ein bisschen grüner zu machen.
Andreas Lewerken sieht in dem Zuschlag auch ein Stück weit Anerkennung für das Engagement seines Unternehmens auf dem Sektor der E-Boote. „Unsere Schiffe sind gefragt, weil wir seit rund vier Jahren verstärkt auf umweltfreundlichen Strom-Antrieb setzen.“ Gute Kontakte gebe es zum Beispiel nach Island und nach Aarhus in Dänemark. „Touristikunternehmen, Reedereien und Tourenanbieter setzen mehr und mehr auf einen sauberen und lautlosen Antrieb.“
„Im kommenden Jahr bricht für Berliner und Touristen auf Spreee und Havel eine neue Ära an“, schaut der Geschäftsführer der SolarCircleLine GmbH, Tim Schultze, in die Zukunft. „Mit der Stern-und-Kreis-Linie nimmt die erste rein solar-betriebene Fahrgastschiff-Reederei ihren Betrieb auf.“ Im Linien- und Charterdienst würden künftig zwei neue, baugleiche Schiffe, ausgelegt für je 180 Passagiere, fahren. Für Berlin komme der Einsatz der Katamarane einer „kleinen, verkehrstechnischen Revolution gleich“, so Schultze. „Denn von den etwa 150 Ausflugsdampfern, die derzeit die Flüsse und Seen im Großraum Berlin befahren, werden nahezu alle von Dieselmotoren angetrieben.“ Eine Kraftquelle, die wegen ihres Rußpartikel-Ausstoßes zunehmend in der Kritik steht.
„Mit der Bereitsstellung der umweltfreundlichen Fahrgastschiffe will das Unternehmen im Smog-Spot Berlin einen sichtbaren Beitrag zur umweltfreundlichen Beförderung von Fahrgästen leisten.“
Werft-Chef Lewerken kennt die Vorzüge der Neubauten, die nicht nur sauberen Antrieb liegen. „Ein spezielles Design und einSpezialrumpf sorgen für optimales Gleiten im Wasser. Dadurch wird Energie gespart.“ Durch die Verwendung von Aluminium und Spezialglas wiege das Schiff weniger. „Batterien ersetzen den Dieseltank. Sie dienen als Speicher für den Antrieb auf dem Wasser und liefern die Energie für Navigationshilfen, Funk- und Kühlanlagen.“
Wie leise das Boot ist, zeigt ein kleiner Vergleich. Der Lämpegel des Katamarans liegt bei 50 Dezibell – eine Trompete bei 115 dB, ein Schiffsdieselmotor bei 140 dB.
Der rot-rot-grüne Senat will die Schifffahrtsunternehmen Berlins dazu verpflichten, ihre CO2-Emission bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. Für die Kiebitzberg-Werft in Havelberg ein interessantes Geschäftsfeld für die nächsten Jahre.