Dürre Sachsen-Anhalt könnte bald Notstand ausrufen
Die Bauern klagen wegen des trockenen Sommers. Das Land Sachsen-Anhalt prüft nun, den Notstand auszurufen.
Berlin (dpa) l Das heiße und trockene Wetter macht den Bauern zu schaffen und führt zu Ausfällen bei der Ernte. Dabei geht es nicht nur um Getreide, sondern auch um Tierfutter, teilte Bauernverbands-Präsident Joachim Rukwied gestern mit. Die Ernteausfälle in Teilen der Bundesrepublik hätten ein „existenzbedrohendes Ausmaß“. Das Landwirtschaftsministerium teilte mit, dass Vertreter von Bund und Ländern schon Ende des Monats zusammenkämen, um „erste Ausmaße festzustellen“. Über Hilfen werde aber erst im August entschieden, wenn der Erntebericht vorliege.
Auch das Agrarministerium Sachsen-Anhalt will wegen der Dürre weitergehende Unterstützung für Landwirte prüfen. Es werde untersucht, ob die Trockenheit und ihre Folgen mit einer Naturkatastrophe gleichzusetzen sei und ob ein Notstand ausgerufen werden könne, teilte eine Sprecherin am Dienstag auf Anfrage mit.
Dem Ministerium von Claudia Dalbert (Grüne) zufolge ist das der Fall, wenn die Erträge der Landwirte um mindestens 30 Prozent gegenüber einem durchschnittlichen Jahr sinken. Diese Feststellung sei eine Voraussetzung, um Beihilfen gewähren zu können. Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert sagte zudem: „Wir lassen unsere Landwirte nicht allein. Wir ergreifen alle notwendigen Maßnahmen, um sie zu unterstützen.“
Die Ernte hat in diesem Jahr an vielen Orten früher begonnen als üblich. Die Ernte von Winterroggen sei „in vollem Gange“, auch Winterweizen und Winterraps würden bereits gedroschen, hieß es beim Bauernverband.
Da auf Wiesen teilweise die zweite und dritte Ernte von Gras ausgefallen sei, werde auch das Tierfutter knapp. Mais leide ebenfalls unter Wassermangel. Dass Betriebe Futter zukaufen müssten, setze sie zusätzlich unter Druck.
Der erste Erntebericht beruht auf Umfragen über die tatsächlich geernteten Mengen. Auf seiner Grundlage geht der Bauernverband im Bundesdurchschnitt von einem Ertrag von sechs Tonnen pro Hektar aus – 18 Prozent weniger als im Vorjahr.
Es gebe große regionale Unterschiede. „Wir haben Regionen, in denen Landwirte nur 30 Prozent einer Normalmenge einfahren, und dort ist es existenzbedrohend, vor allen Dingen im Nordosten der Republik.“ In manchen Regionen, etwa in Süddeutschland, hätte es aber auch zu viele Niederschläge gegeben.
Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums wies darauf hin, dass mit Trockenperioden auch für die Zukunft gerechnet werden müsse. Im Rahmen der deutschen Strategie zur Anpassung auf den Klimawandel stehe auch die Landwirtschaft im Fokus. Es gehe dabei etwa auch um Sorten, die gut mit Trockenheit klarkämen oder neue und wetter-resistentere Anbaumethoden. Das werde gefördert. Auch die Landwirtschaft selbst sei gefordert, sich auf solche Wetterperioden einzustellen, sagte der Sprecher.