Oft noch ein Tabu Maren Kroymann über Schauspieler und Coming-out
Maren Kroymanns Coming-out liegt fast 30 Jahre zurück? Was hat sich seitdem in der Entertainment-Branche getan? Weniger als erhofft, meint die Kabarettistin.
Köln (dpa) - Die Schauspielerin und Kabarettistin Maren Kroymann wünscht sich in ihrer Branche einen offeneren Umgang mit Homosexualität.
Noch immer würden sich viele Künstlerinnen und Künstler nicht zu ihrer queeren Identität bekennen, sagte die 71-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. "Es gibt da eine große Angst, zu sehr mit dem Thema assoziiert zu werden."
Als klares Bekenntnis zum Queersein sind deshalb in der neuen Ausgabe ihrer Satireshow "Kroymann" am Donnerstagabend um 23.35 Uhr im Ersten mit Ausnahme von Annette Frier erstmals ausschließlich queere Schauspieler und Schauspielerinnen als Gäste engagiert.
Höhepunkt der Show ist ein gemeinsames Musikvideo, das sich auf ironisch-witzige Art mit dem Queersein beschäftigt. Die neue Folge ist in der ARD-Mediathek inklusive Musikvideo verfügbar.
Kroymanns eigenes Coming-out im Magazin "Stern" liegt mittlerweile 27 Jahre zurück. "Damals dachte ich, dass sich da jetzt sehr schnell sehr viel tun wird, aber wenn ich heute zurückblicke, stelle ich fest, dass das nicht geschehen ist. Es ist immer noch ein Riesenschritt. Ich finde es erstaunlich, dass in so langer Zeit so wenig passiert ist."
An ihr selbst klebe das Etikett "lesbisch", als ob es etwas völlig Exotisches wäre. "Noch 20 Jahre nach meinem Coming-out wurde ich in Talkshows vorgestellt als die Schauspielerin, die sich als lesbisch geoutet hat. Da hab ich gedacht: Leute, können wir mal über meine Arbeit sprechen?"
Viele Schauspielerinnen und Schauspieler befürchteten nach wie vor, für bestimmte Rollen nicht mehr gecastet zu werden, wenn ihre sexuelle Orientierung öffentlich bekannt würde. Inzwischen halte sie das nicht mehr für begründet, sagte Kroymann. Selbst bei ihr hätten damals die Angebote nur kurzfristig nachgelassen, und heute sei die Gesellschaft viel weiter. In bestimmten Bereichen gebe es aber noch Vorbehalte.
"In Unterhaltungssendungen darf der schrille Part gerne mal von einer queeren Person übernommen werden. Aber wenn es darum geht, wer Hamlet spielt, wer Faust oder Richard III., dann ist da immer noch eine gewisse Zurückhaltung, denn hier geht es um das, was dem Bildungsbürgertum wirklich wichtig ist. Im Kulturfeuilleton kommen wir noch immer kaum oder gar nicht vor."
Auch in der Presse werde immer noch erstmal automatisch vorausgesetzt, dass man heterosexuell sei. "Man ist heterosexuell, es sei denn, man outet sich. Das ist die Regel. Und das ist ziemlich repressiv, finde ich. Deshalb muss man etwas sagen. Damit die Verlogenheit aufhört."
Die Gesetzgebung in Deutschland sei inzwischen sehr liberal: "Wir dürfen heiraten, wir dürfen Kinder adoptieren. Manchmal kommt es mir so vor, als ob die Gesetze fortschrittlicher sind als wir selbst. Mein Appell ist darum: Lasst es uns leben, lasst es uns zeigen, lasst es uns sagen! Wenn alle dabei mitmachen, dann ist bald nichts mehr dabei."
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