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Die kostenlose Plastiktüte wird zum Auslaufmodell

Im Lebensmittelhandel kosten die Plastiktüten für den Transport der Einkäufe schon lange Geld. Doch in vielen Bekleidungsgeschäften, Schuhgeschäften oder Warenhäusern war dies bislang anders. Das soll sich nun ändern.

Von Erich Reimann, dpa 12.02.2016, 04:00

Berlin (dpa) - Umweltschützern sind Plastiktüten schon lange ein Dorn im Auge. Doch viele Verbraucher schwören noch immer auf die praktischen Tragetaschen aus Polyethylen oder Polypropylen. Um das zu ändern, läutet der deutsche Einzelhandel jetzt das Ende der kostenlosen Plastiktüte ein.

Was plant der Einzelhandel?

Schritt für Schritt sollen die kostenlosen Plastiktüten aus dem Handel verschwinden. Das sieht eine geplante freiwillig Vereinbarung des Handelsverbandes Deutschland (HDE) und des Bundesumweltministeriums vor, der sich zahlreiche Handelsunternehmen anschließen wollen. Ausgenommen sind extrem dünne Plastiktüten wie sie etwa für Obst, Gemüse oder Wurstwaren benutzt werden.

Was bedeutet das für den Verbraucher? 

Die kostenlose Plastiktüte an der Kasse wird zum Auslaufmodell. Bereits beim Inkrafttreten der Vereinbarung am 1. April werden laut HDE rund 60 Prozent der Tüten im Handel nur noch gegen ein Entgelt abgegeben werden. Nach den Supermärkten lassen sich inzwischen auch Elektronikketten, Warenhäuser und Textildiscounter immer häufiger die Kunststofftüten bezahlen oder planen diesen Schritt in nächster Zeit. Innerhalb von zwei Jahren sollen laut HDE sogar mindestens 80 Prozent der Plastiktüten in Deutschland kostenpflichtig sein.

Muss ich also künftig beim Kauf eines teueren Mantels auch noch Geld für eine Tüte drauflegen?

Wohl nicht in allen Fällen. Vielen Bekleidungshändlern ist bewusst, dass solch ein Schritt bei etlichen Verbrauchern Kopfschütteln auslösen würde und sie haben längst haben einen Ausweg gefunden. Viele Textilhändler haben inzwischen auf Papiertüten umgestellt, berichtet Axel Augustin vom Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels (BTE). Die oft aufwendig lackierten Tüten fallen nicht unter die Plastiktütenregelung. Dabei weisen Umweltschützer darauf hin, dass die Papiertüten nicht automatisch ökologisch vorteilhafter sind als eine normale Kunststofftüte und oft sogar eine viel schlechtere Energiebilanz aufweisen.

Was kosten die Plastiktüten künftig?

Das entscheidet jedes Geschäft selbst. Denn einheitliche Vorgaben durch den HDE würden gegen das Kartellrecht verstoßen. Der Warenhauskonzern Karstadt etwa will für Einwegtragetaschen bereits ab dem 1. März eine größenabhängige Gebühr von 5, 10, 20 oder 30 Cent erheben.

Was ist der Grund die plötzliche Aktivität?

Auslöser ist eine EU-Richtlinie aus dem vergangen Jahr. Sie sieht vor, dass der Verbrauch der als umweltschädlich geltenden Plastiktüten in der EU bis Ende 2025 von derzeit bis zu 200 Stück pro Kopf auf unter 40 sinken soll. Deutschland ist hier allerdings mit einem Verbrauch von 71 Tüten pro Kopf schon heute ein ganzes Stück weiter als der EU-Durchschnitt. Noch vorbildlicher sind allerdings die Iren und Luxemburger, die pro Jahr mit nur 20 Plastiktüten pro Kopf auskommen.

Was ist noch einmal das Problem mit Plastiktüten?

Plastiktüten stehen in der Kritik, weil sie sich in der Natur praktisch nicht zersetzen, und Kleinteile von Seetieren wie Fischen oder von Vögeln gefressen werden.

HDE zu Plastiktüten

Nabu zu Plastiktüten

EU zu Plastiktüten

Karstadt zu Einwegtragetaschen