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Jungbauerntreffen Ein Spagat zwischen den Gesetzen

Die Zukunft der Landwirtschaft stand im Fokus des Jungbauerntreffens in Wiepke. Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert war zu Gast.

Von Gesine Biermann 11.12.2017, 20:00

Wiepke l „Es sind noch mehr gekommen, als im vorigen Jahr“, zeigte sich Mitorganisator Tilman Dreysse erfreut, der vor wenigen Tagen die Teilnehmer des zweiten politischen Jungbauerntreffens in Wiepke begrüßte, das er gemeinsam mit der Wiepkerin Linda Becker organisiert hatte. Beide arbeiten neben ihrer Arbeit in der Landwirtschaft als landwirtschaftliche Unternehmensberater, kennen sich also im Metier genau aus.

Mit dem Treffen, zu dem auch wieder Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert eingeladen war, wollten die beiden für Junglandwirte die Möglichkeit schaffen, „auf Augenhöhe“ zu diskutieren, betonte Dreysse. Und das kam offenbar an: Denn nicht nur junge Landwirte aus der Region, sogar Jungbauern aus Eisleben oder Köthen nutzten die Gelegenheit, in Wiepke miteinander ins Gespräch zu kommen und der Ministerin Fragen zu stellen.

Wiepke hat für Dalbert selbst derzeit auch eine große Bedeutung. Dort begleitet sie nämlich als Patin den zweijährigen Umstellungsprozess der Becker GbR von konventioneller auf biologische Landwirtschaft. Und das sei keine leichte Aufgabe, betonte Inhaberin Kerstin Becker, die gemeinsam mit Ehemann Michael das Unternehmen führt. Ihr Zwischenfazit fiel deshalb auch eher gemischt aus: Zwar sei die Umstellung im Bereich Ackerbau – auch durch die guten Erträge in dieser Saison – besser gelaufen, als gedacht. „Jetzt haben wir unser eigenes Futter, und das fühlt sich gut an“, so Becker. Allerdings habe man, um die hohen Standards zu erfüllen, Futtermittel in Größenordnungen auf Kredit zukaufen müssen. Zudem sei es täglich ein „Spagat“ zwischen Gesetzen, der Einhaltung der Umstellungskriterien auf der einen – und anderen Vorgaben, wie zum Beispiel die der Wasserschutzbehörde auf der anderen Seite.

Schwer sei es für die Umsteller aber auch deshalb, weil die Ökoprämie von Jahr zu Jahr später gezahlt werde, kritisierte ein anderer Teilnehmer. Um die Bauern wirklich nachhaltig zu unterstützen, müsse das Geld viel früher kommen.

Es müsse feste Auszahlungszeiträume geben, die Landwirte müssen auf das Geld vertrauen können, bestätigte Dalbert, warb aber auch um Verständnis: „Die Mittel müssen erst durch den Haushalt.“ Und auch landesseits hingen eben viele Vorgaben an der Auszahlung der EU-Fördermittel.

Als sehr positiv bewertete Dalbert schließlich das Thema Ausbildung. So seien mittlerweile drei zusätzliche Stellen für Lehrkräfte mit Schwerpunkt ökologische Landwirtschaft an der Fachschule Haldensleben geschaffen worden. In Kooperation mit dem Bildungsministerium würden auch neue Lehrpläne erarbeitet. Als sehr realistisch schätzte sie auch die Schaffung des neuen Berufsbildungsganges Ökolandwirtschaft an der Berufsschule Salzwedel ein. Auch hierzu gebe es gute Signale aus dem Bildungsministerium. Der Bereich Ökolandbau sei schließlich stetig im Wachstum, so Dalbert. Für 2018 sei bei den Flächen und Betrieben ein Zuwachs von einem Drittel prognostiziert.

Einen guten Rat an die derzeitige Generation der Landwirte hatte Eckhard Roitsch aus Engersen mitgebracht, der zuvor einen historischen Rückblick auf die Entwicklung der Landwirtschaft in der Altmark gegeben hatte: „Achten Sie darauf, dass Ihre Kinder und Enkel ihre Bindung zur Heimat bewahren“, mahnte er.

Doch das klappt offenbar. Das politische Jungbauerntreffen in der Altmark unter dem Management junger Leute ist ein schöner Beweis dafür.