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Mit Potter-Parodien schaffte es Kathrin Fricke bis zur eigenen Fernsehsendung Als "Coldmirror" wurde sie Publikumsliebling bei Youtube

20.07.2011, 04:33

Von Elena Zelle

Bremen (dpa). Kathrin Fricke alias "Coldmirror" hat einen der beliebtesten Youtube-Kanäle in Deutschland – unter anderem durch ihre Harry-Potter-Parodien. Inzwischen macht die Bremerin ihre eigene Fernsehsendung und arbeitet beim Radio.

"Coldmirror" hat ihre schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden, die Augen mit einem schwarzen Kajalstift umrandet und trägt einen schwarzen Kapuzenpullover, eine schwarze Cordhose und Turnschuhe. Sie ist auf dem Weg ins Kino, um den letzten Film der Harry-Potter-Reihe anzusehen. "Das wird bestimmt traurig", sagt sie. Harry Potter hat für die 26 Jahre alte Bremerin eine ganz besondere Bedeutung.

Sie synchronisiert seit längerem Harry–Potter-Filme und stellt die Videos ins Internet. Ihr Youtube–Kanal gehört zu den beliebtesten deutschlandweit. "Man muss etwas lieben, um es zu parodieren, weil man sich ja sehr intensiv damit beschäftigen muss", sagt "Coldmirror", die eigentlich Kathrin Fricke heißt. Zum letzten Harry–Potter-Film hat sie deshalb viele Taschentücher mitgebracht. Sie lächelt, gestikuliert und scherzt.

Noch vor einigen Jahren sei sie depressiv gewesen, habe nur in ihrem abgedunkelten Zimmer gesessen, Death Metal Musik gehört und sich immer wieder die Frage gestellt, ob sie sich jetzt umbringen solle. Aber dann hätte sie nicht erfahren, wie es mit Harry Potter weitergehen wird. "Ich habe damals keinen Sinn in meinem Leben gesehen. Weiterlesen, das war einfach ein Lichtblick, der mich über Wasser gehalten hat", sagt sie rückblickend.

Ihre Liebe zu Videos hat sie zur Konfirmation entdeckt – sie bekam eine Kamera geschenkt, mit der sie nach eigener Ansicht "Schrottfilme" drehte. Dann habe sie für den Offenen Kanal gearbeitet. Mit wachsender Bedeutung des Internets begann sie damit, ihre Videos im Internet hochzuladen. "Und – bäm – mochten das ein paar Leute", sagt sie. "Als mir einmal besonders langweilig war, habe ich den ersten Harry–Potter-Film synchronisiert."

Ihr Humor ist derb. Fast alle Rollen in ihren Versionen spricht sie selbst, auch Werbung, Musik oder Computerspiele bleiben von ihren Parodien nicht verschont.

"Ich bin nicht so ein Draußen-Mensch"

Kathrin Fricke hat seit einem halben Jahr eine Fernsehsendung bei Einsfestival, die sie aus ihrem WG-Zimmer aufnimmt. Seit gut einem Jahr arbeitet sie für den Radiosender youfm – die Kontakte sind über ihren Youtube–Kanal entstanden.

Manche kritisierten sie für ihre neueren Videos, sagen, sie sei früher lustiger gewesen. Das kann Kathrin Fricke nicht verstehen: "War denn meine Blütezeit, als ich arbeitsloser Student war und nur Synchros gemacht habe? Ich bin mit dem, was ich mache, zufrieden. Ich mache mein Ding", sagt sie. "Coldmirror ist quasi die komprimierte Form von Kathrin. Die langweiligen Parts von Kathrin sind bei Coldmirror einfach nur rausgeschnitten", erklärt sie.

Meistens sitzt sie am PC. "Ich bin auch lieber im Netz, ich bin nicht so ein Draußen-Mensch." Rad fahren oder sich Pfeil und Bogen basteln, wie ihr Freund aus Hannover das manchmal mache, sei überhaupt nichts für sie. Im Internet könne sie Musik hören, Filme schauen, arbeiten. "Ich bin schon süchtig. Aber es ist nicht so, dass ich vereinsame vor meinem Computer."

Sie sieht ihre Arbeit als den Sinn ihres Lebens an: "Meine Aufgabe ist es vielleicht, andere, denen es genauso schlecht geht wie mir damals, zum Lachen zu bringen, dass es ihnen besser geht."