Ausstellung Geldsegen für Kunstmuseum
Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle hat Zuwachs bekommen. In einer Ausstellung zeigt es die neuen Münzen aus dem chinesischen Kaiserreich.
Halle l Traditionspflege mag eine Eigenschaft sein, die ein wenig aus der Mode gekommen ist. Ebenso wie das Sammeln von Briefmarken und Münzen. Selbst in Museen, deren ureigenste Aufgabe die Traditionspflege ist, sind selten numismatische Sonderausstellungen zu sehen. Und wenn doch, so sind sie ganz sicher nicht die Publikumsrenner.
Ulf Dräger hat sich davon nicht beeindrucken lassen. Der Kustos des Landesmünzkabinetts am Kunstmuseum Moritzburg in Halle pflegt seit fast 30 Jahren die Münzsammlung des Museums und kann seine Tätigkeit nun mit drei bedeutenden Schenkungen chinesischer Münzen krönen. Sie werden jetzt erstmals in einer Sonderausstellung gezeigt.
Es sind die Sammlungen des DDR-Politikwissenschaftlers und Diplomaten Joachim Krüger (1935–2012), der Anfang der 1980er Jahre Botschaftsrat in Peking war. Zu dieser Zeit gab es in China noch kein Bewusstsein für die Geschichte des eigenen Geldes und Krüger konnte viele Münzen bei Bauern, auf Märkten oder bei Antiquitätenhändlern kaufen. Seine Witwe schenkte Halle 2014 insgesamt 2360 Stücke aus seiner Sammlung.
Die zweite Schenkung kommt aus dem Nachlass des nordamerikanischen Sammlers Howard Franklin Bowker (1889–1970), der nicht nur als einer der bedeutendsten Sino-Numismatiker des 20. Jahrhunderts gilt, sondern auch eine große Sammlung besaß.
Die hinterließ er dem Smithsonian Institut in Washington in der Hoffnung, dass sie dort erforscht und öffentlich zugänglich sein würde. Weil das aus Sicht der Bowker-Erben nicht passierte, zogen sie die Sammlung 2010 wieder ab und stifteten Teile nach Shanghai, Peking, Shenyang und nach Halle. Durch Vermittlung des Hongkonger Münzhändlers Michael Hans Chou kamen damit 6000 Objekte von den Anfängen der chinesischen Geldherstellung bis zur Moderne in die Moritzburg.
Das dritte Konvolut kommt aus Esslingen. Dort stellte die Firma Otto Beh Ende des 19. Jahrhunderts Münzwerkzeuge für China her. Auftraggeber war der Magdeburger Kaufmann Heinrich Knape. Sie waren nahezu vergessen. Erst als sie 2011 in einer Auktion versteigert wurden, kamen die Werkzeuge zur Münzherstellung und die Verbindungen zwischen China, Esslingen und Magdeburg wieder zurück ins Bewusstsein. Münzhändler Michael Hans Chou ersteigerte die Werkzeuge und schenkte sie dem Hallenser Kunstmuseum Moritzburg.
Mit diesen Neuzugängen besitzt die Moritzburg eine der bedeutendsten Ostasiensammlungen Deutschlands. In einer ersten Sonderausstellung zeigt sie jetzt in den historischen Talamt-Räumen eine Auswahl von 300 chinesischen Münzen und Geldzeichen - darunter ein sogenannter Teeziegel. Er besteht aus gepresstem schwarzen Tee und diente ebenso als Zahlungsmittel wie kunstvoll bemalte Porzellan-Token, die wie Schmuckstücke aussehen.
Auch Geld in Form kleiner Spaten und Messer, das bereits 500 v. Chr. verwendet wurde, ist in Halle ausgestellt. Die Tradition, Geld in Form von Werkzeugen herzustellen, endete 221 v. Chr. mit der Entstehung des Ersten Kaiserreichs. Seit diesem Jahr wurde in China mit den so genannten Käsch-Münzen bezahlt. Das sind gegossene Rundmünzen mit einem charakteristischen quadratischen Loch in der Mitte. Münzen dieser Form blieben bis 1912 – dem Jahr der Ausrufung der chinesischen Republik – gültig. „Kein anderes Zahlungsmittel, das die Menschheit je entwickelt hatte, konnte auf eine solch lange Karriere zurückblicken“, heißt es im Katalog.
Mit diesen drei Schenkungen hat sich der Bestand chinesischer Münzen entscheidend erweitert. Begründet wurde die Sammlung aber schon mit dem Nachlass der Hallenser Brüder Paul und Emil Riebeck, der 1889 ins Museum kam und mehrere hundert chinesische Münzen enthielt. Die aktuelle Sonderausstellung zeigt aus dieser Ur-Sammlung Leinentücher mit aufgenähten Münzen. Die damals übliche Präsentations- und Archivierungsmethode macht zwar Rückseitenuntersuchungen und Gewichtsbestimmungen unmöglich, doch als Ausstellungsobjekte sind diese Tücher eine wunderbare Rarität.
Parallel zur Ausstellung schaltete die Moritzburg die komplette digitale Dokumentation der Sammlung Krüger im Portal des virtuellen Münzkabinetts www.kenom.de frei. Weitere Teile sollen nach und nach folgen, so dass die Hallenser Sammlungen jederzeit kennengelernt, studiert und bewundert werden können.