Ausstellung Blicke ins „Ich“
Das Schloss Wernigerode zeigt eine Sonderausstellung über Adolph von Menzel (1815-1905).
Wernigerode l Adolph von Menzel ist vor allem für drei Gemälde bekannt: Das Flötenkonzert von Sanssouci mit dem Flöte spielenden Friedrich dem Großen, das für einen einstigen Stahlbaron entstandene „Eisenwalzwerk“ und sein „Balkonzimmer“-Bild. Aber Menzel, 1815 in Breslau geboren, hat sich nicht nur als Maler einen Namen gemacht, sondern auch als Lithograf, Illustrator und Zeichner. Zeichenuntericht hatte er sehr früh erhalten. Er arbeitete in der Druckwerkstatt des Vaters und eignete sich die verschiedenen Techniken an: Er konnte Lithografien herstellen, Radierungen, Holzschnitte, Kupfer- und Stahlätzungen. Menzel war Autodidakt und stolz darauf.
Das Schloss Wernigerode setzt den Fokus seiner Schau, die verändert von der Stiftung Stadtmuseum Berlin übernommen ist, denn auch weniger auf die Malerei als vielmehr auf die nicht so bekannten grafischen Arbeiten. Und der Ausstellung geht es auch um die Person. „Ich. Adolph von Menzel“ ist die Schau denn auch überschrieben. Dieses „Ich“ schrieb Menzel einst auf einen Umschlag für einen autobiografischen Artikel im Brockhaus-Lexikon.
Der Umschlag und nachfolgende Seiten gehören zu den 150 im Schloss ausgestellten Objekten – neben seiner Kunst auch mit wilden, ausladenden Buchstaben verfasste Briefe, der Reisepass von 1852, sein Spazierstock, die Malerpalette, Stifte und Wischer aus seinem einstigen Atelier in der Berliner Sigismundstraße, seine Totenmaske, ein Erstabguss von 1905. Eine Porträt-Büste von Reinhold Begas lässt erahnen, dass Menzel klein von Wuchs war. Nur 1,50 Meter maß er. Als das Märkische Museum in Berlin ihm 2015 eine Ausstellung zum 200. Geburtstag gewidmet hatte, war auch ein Stuhl zu sehen – notwendiges Utensil, um Perspektiven zu verändern.
Menzel war ein unermüdlich arbeitender Künstler. 180 Gemälde hat er erschaffen, 1200 Druckgrafiken, 12000 Zeichnungen. Überall mit dabei war sein Skizzenbuch, in dem er festhielt, was er sah, was ihn bewegte. Eines dieser erhaltenen Skizzenbücher liegt aufgeschlagen in einer Vitrine.
Menzel war 15, als er nach Berlin kam. Nach dem Tod des Vaters verdiente er den Lebensunterhalt mit Gebrauchsgrafik. Er illustrierte handwerklich perfekt Zunftbriefe für die Innungen, Grußkarten, zahlreiche Bücher. Ausgestellt sind auch Lithografien, die Stollwercks Schokoladenpackungen beigelegt waren. Eine Art Sammelbilder.
Auf seinen Zunftbriefen sind Berlin-Motive zu finden, wie er auch später immer wieder seine neue Heimat festhielt. Eine Ortsansicht von Wilmersdorf, eine Straßenszene in der Großstadt im Winter 1862, natürlich das Leben am Hofe. Er entwickelte sich zum realistischen Chronisten seiner Stadt – wie auch der preußischen Geschichte. Friedrich der Große ist für ihn Hauptthema geworden. Eine ganze Gemäldefolge hat er dem Herrscher beschert. Sein Durchbruch aber gelang ihm mit einem Buch, in dem Franz Kugler die Geschichte Friedrichs des Großen niedergeschrieben hat. Adolph von Menzel hat sie reich illustriert – Hunderte Bilder sind zu finden, darunter auch Abbildungen verführerischer Damen. Die erste Auflage, so sagt Christian Juranek, Geschäftsführer der Schloß Wernigerode GmbH, sei sofort verboten worden. Jetzt zeigt er in seinen Räumlichkeiten ein Erstexemplar von 1840.
„Ich“ beleuchtet nicht die Widersprüche in Adolph von Menzels Wirken. Zu sehen sind auch nicht die in der Berliner Alten Nationalgalerie heimischen Bilder vom Eisenwalzwerk, dem Balkon und dem Flötenkonzert. Aber der Besucher erhält Einblicke von der künstlerischen Größe jenes Mannes, der zum geadelten Professor und Senator der Königlichen Akademie der Künste aufgestiegen war.
Und einen besonderen Blick auf das berühmte Flötenkonzert gibt es auch: Gezeigt wird eine Radierung von Friedrich August Börner als Reproduktion.
„Ich. Adolph von Menzel“ ist bis zum 8. April 2018 zu sehen.