Literatur Tod und Vergeltung in Kleinasien
Der griechische Schriftsteller Dimosthenis Papamarkos thematisiert ein Tabu der Geschichtsschreibung. Der "Mitteldeutsche Verlag" aus Halle veröffentlicht die deutsche Übersetzung.

Halle/Malesina - In der Geschichtsschreibung, insbesondere der griechischen, sind die Gräueltaten der griechischen Armee in Kleinasien während des Feldzuges der Jahre 1921/22 ein Tabu. Der griechische Schriftsteller Demosthenes Papamarkos jedoch macht davor nicht halt.
Im Jahr 2013 besuchte der heute 40-Jährige im Rahmen seiner Doktorarbeit für die Universität Oxford die Region Kleinasien. Die Reise inspirierte ihn dazu, einige Kurzgeschichten zu schreiben. Diese wurden in dem Buch „Gjak – sauber bleibt nur, wer nix tut“ aus dem Jahr 2014 gesammelt, welches seit Dezember 2022 vom Mitteldeutschen Verlag nun auch in deutscher Übersetzung vorliegt.
Es beinhaltet acht Erzählungen, die sich um den Kleinasien-Feldzug der griechischen Armee drehen, und eine Ballade. Die Kurzgeschichten sind Rückblicke der griechische Veteranen aus ihrer eigenen Perspektive. Die vermeintlichen Helden sind Männer, die kein Problem damit haben, anderen Menschen das Wertvollste zu nehmen: ihr Leben. Sie begehen grausamste Taten. Beispielsweise foltert einer den Vergewaltiger und Mörder seiner Schwester und richtet ihn hin.
Verrohung des Menschen im Krieg
Dieser Kreislauf der Vergeltung wird auch schon mit dem Titel des Werkes angedeutet. Denn das arvanitische Wort „Gjak“ bedeutet Blut, Blutsverwandter, Clan sowie auch für aus Rache begangenem Mord.
Im Werk geht es einerseits um die Verrohung und Abstumpfung des Menschen im Krieg, zugleich aber auch um die Schwierigkeit, wieder zurück in die Normalität des zivilen Lebens zu finden. Einige der Charaktere hat es später in die weite Welt verschlagen, sie flohen etwa in die USA. Doch die Vergangenheit holt sie auch in der Fremde wieder ein.
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Ein besonderes Merkmal des Buches ist die sprachliche Gestaltung. Die Ausdrucksweise ist der Umgangssprache nachempfunden und dadurch sind die Monologe noch authentischer.