Literatur Manning: Mit Informationen wird heute anders umgegangen
2010 spielt Chelsea Manning der Enthüllungsplattform Wikileaks Hunderttausende geheime Militärdokumente zu und kommt dafür mehrere Jahre in Haft. Jetzt veröffentlicht die Whistleblowerin ihre Memoiren.
Hamburg - Der veränderte Zugang zu Informationen im Internet hat nach Ansicht der früheren Wikileaks-Informantin Chelsea Manning auch den Krieg verändert. „Ukrainische Soldaten teilen Informationen über Telegram“, sagte sie in einem Gespräch mit „Zeit Online“-Chefredakteur Jochen Wegner. Mit Informationen werde heute anders umgegangen als früher: „Mittlerweile ist die Geschwindigkeit wichtiger als die Frage, ob die Information geheim gehalten wurde oder nicht.“
In diesem „dramatischen informationsreichen Umfeld“ müsse man mit dem Problem umgehen, all die Informationen richtig einzuordnen, zu verifizieren oder falsifizieren. „Man hat als Zivilist an meinem Laptop im Jahr 2022 mehr Zugang zu Informationen aus der Ukraine als ich als Geheimdienstanalystin mit dem gesamten US-Geheimdienstapparat im Rücken im Irak 2010 hatte“, sagte die 34-Jährige.
Manning hat gerade unter dem Titel „README.txt – Meine Geschichte“ ihre Memoiren beim Verlag Harper Collins herausgebracht. Sie hatte Wikileaks 2010 Hunderttausende geheime Militärdokumente zukommen lassen und saß dafür mehrere Jahre in Haft. Heute lebt sie in Brooklyn und arbeitet als Sicherheitsberaterin und Expertin für Data Science und Machine Learning.