Shlomo Sand hört auf, Jude zu sein
Berlin - Spätestens seit der Veröffentlichung des Buches "Die Erfindung des jüdischen Volkes" ist Shlomo Sand einer der bekanntesten Vorzeigeautoren von Israelgegnern, Antizionisten oder Antisemiten.
In seinem jüngst erschienenen Essayband "Warum ich aufhöre, Jude zu sein" nähert sich der Historiker aus Tel Aviv seinem Staat aus der eigenen Vita heraus.
Die zwölf Texte sind nicht thematisch geordnet, das Buch ist eine Aneinanderreihung der weithin bekannten Aburteilungen aus der Israelkritik. Sand schreibt sie auf, wie sie ihm gerade in den Sinn kommen - ohne jeden roten Faden.
Da geht es gegen die Besatzungspolitik, die angebliche Vereinnahmung der Schoah, den vermeintlich staatlichen Rassismus. Durch Sands assoziatives Schreiben entstehen zwangsläufig Lücken in der Argumentation, die er selbst übersieht. Den größten Vorwurf muss man ihm jedoch machen, dass er den Staat Israel in einen geopolitisch luftleeren Raum setzt und so tut, als würden Juden auf der Welt nicht allein wegen ihres Jüdischseins verfolgt.
Sands persönliche Streitschrift bringt die durchaus wichtigen Debatten über israelische Selbstdefinition und Demokratisierungsprozesse keinen Schritt weiter.
- Shlomo Sand: Warum ich aufhöre, Jude zu sein. Ullstein Verlag, Berlin, 160 S., 18,00 Euro, ISBN 9783549074497.