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Ausstellung in Magdeburg zeigt Skulpturen und Holzschnitte von Cathleen Meier Die Seele im Holz entdecken

08.06.2011, 04:34

Schon an seinem alten Sitz in Wolmirstedt zeigte sich das Druckhaus Laun und Grzyb der Kunst sehr verbunden, und es setzt seine Ausstellungsreihe in eigener Galerie schon seit längerem in Magdeburg in der Lessingstraße 62 fort. In der aktuellen Exposition werden noch bis zum 17. Juni Skulpturen und Holzschnitte der Magdeburger Bildhauerin Cathleen Meier gezeigt.

Von Jörg-Heiko Bruns

Magdeburg. Cathleen Meier ist eine echte Magdeburgerin und seit genau zehn Jahren in der Elbestadt freischaffend als Bildhauerin tätig. Ihr Studium hat sie an der Burg Giebichenstein - Hochschule für Kunst und Design Halle bei Professor Bernd Göbel absolviert. Inzwischen hat sie Skulpturen für die Gedenkstätte Schloss Lichtenburg, für den Central-Messepalast-Leipzig, für ein Kaufhaus in Erfurt, das Rathaus in Halle oder ihren bekannten Puppenspieler für die Marktstraße in Wernigerode geschaffen. Sie erhielt mehrere Preise in Wettbewerben.

In bester Erinnerung ist ihre Plastik "Ikarus - In Erinnerung an den Herbst 1989", die 1999 entstand und vielfach in Deutschland gezeigt wurde. Mit dieser Arbeit wollte sie Hoffnung wecken und Mut machen zu neuem Aufstieg der Menschen.

Diese und viele andere Arbeiten belegen das Engagement der jungen Bildhauerin für Veränderung und für die Stärke auch der Schwachen. So zitiert sie in ihrer neuen Ausstellung in einer Zeichnung Stanislaw Jerzy Lec: "Die Verfassung eines Staates sollte so sein, dass sie die Verfassung des Bürgers nicht ruiniert." An anderer Stelle notiert sie: "Es ist nichts gut in Afghanistan." Ihre Holzschnitte und Zeichnungen, die auch sehr persönliche und private Empfindungen ins Bild setzen, von der Trennung bis zum Umzug, können auch fröhliche Darstellungen wie der Holzschnitt "Kindergarten" von 2007 sein.

Die eigentliche Sensation in der neuen Ausstellung sind aber vier überlebensgroße, monumentale Köpfe, die die Bildhauerin ganz im Sinne ihrer Berufsbezeichnung aus mächtigen Eichenstämmen mit der Axt und dem Beil herausgehauen hat. In voller Absicht gibt sie ihnen konkrete Namen. Die Porträts aus dem Jahr 2011 tragen die Namen Christian, Bernd und Jürgen, Alexander entstand schon 2010.

Nun wissen wir schon lange, wie Künstler mit Kettensägen filigrane Skulpturen schaffen können, aber wie hier als einzige Werkzeuge Beil und Axt - natürlich nicht aus dem Baumarkt - genutzt wurden, ist doch irgendwie neu und bei der zierlichen Künstlerin fast nicht vorstellbar. Die Porträts sind keine einfachen Köpfe, die von ihren Äußerlichkeiten leben, sondern ganz auf die individuelle Psyche und mimische Regungen der Dargestellten eingestellt, ohne jede expressive Überzeichnung in filigraner Weise gezeichnet. Sie haben Seele und Innenleben, der Betrachter kann es nachempfinden und sich mit den Individuen anfreunden. Aus dem Holz des Ginkgo schuf sie 2011 eine kleine "Olmekenphantasie", deren drei Figuren, inspiriert von der bronzezeitlichen vorindianischen Kultur, wieder eine heitere Grundstimmung ausstrahlen.

Cathleen Meier steht in der einst von Gustav Weidanz begründeten realistischen Halleschen Bildhauertradition, die ihr Bernd Göbel vermittelte, und sie trägt diese Tradition wieder ein Stück weiter.

Nach dem Erfolg ihrer Ausstellung im Zentrum der Kunstmetropole Berlin ist ihr auch in Magdeburg Erfolg als Durchbruch zu wünschen