Arte zeigt ungewöhnliche Krimiserie "Eine Detektivin für Botswana"
Von Axel Schock
Berlin (dapd). Die resolute und kluge Precious Ramotswe, gespielt von der US-amerikanischen R B-Sängerin Jill Scott, will Botswanas erste Privatdetektivin werden. Das Erbe ihres verstorbenen Vaters – eine Rinderherde – wird ihr Startkapital, um in Botswanas Hauptstadt Gaborone ein eigenes Büro samt übereifriger Sekretärin (Anika Noni Rose aus dem Kinomusical "Dreamgirls") zu eröffnen: "The No.1 Ladies‘ Detective Agency".
Dank ihres Charmes und ihrer weiblichen Intuition, vor allem aber, weil sie die Bräuche und Mentalität ihres Landes und der Bevölkerung gut kennt, erzielt die bodenständige Ermittlerin in "Eine Detektivin für Botswana" – bei Arte ab morgen immer donnerstags, ab 20.15 Uhr zu sehen – eine erstaunliche Erfolgsquote. Mal müssen mit List Ehemänner des Seitensprungs überführt, mal Versicherungsbetrug und anderer Schwindel aufgedeckt werden.
Doch anders, als man es von europäischen oder US-amerikanischen Krimiserien gewohnt ist, geht es hier nicht darum, auf möglichst spannende Weise einen kniffligen Fall zu lösen. In einem wohltuend langsamen Erzählrhythmus taucht die Serie in die für westliche Zuschauer fremde Lebenswelt ein, ohne sie aber als exotische Kulisse vorzuführen. Tatsächlich wagt "Eine Detektivin für Botswana" auch deutlich auf die schwelenden Probleme des Landes hinzuweisen.
Bei ihren Ermittlungen offenbaren sich Precious Ramotswe so auch immer wieder die großen Widersprüche, in denen sich ihr Land zwischen archaischen Ritualen und Moderne befindet. So entführt eine Bande Kinder, um deren Körperteile zu magischer Medizin zu verarbeiten.
"Sie glaubt an die Gerechtigkeit und daran, dass es ihr möglich ist, Dinge, die falsch gelaufen sind, wieder geradezubiegen", sagt Jill Scott über ihre Figur der Precious Ramotswe.
Anthony Minghella drehte Pilotfilm
Um diese Figur glaubwürdig spielen zu können, müsse man Botswana aus tiefstem Herzen lieben, sagt die aus Philadelphia stammende Schauspielerin. In der Tat ist die Liebe zu ihrem Land, aber auch der Respekt vor den Menschen und ihrer Kultur die treibende Kraft der Precious Ramotswe.
Unterstützt wird die couragierte Detektivin von ihrem Büronachbarn, dem schwulen Friseur BK (Desmond Dube), der sie mit Klatsch und Klienten versorgt, sowie von dem verwitweten Taxifahrer Lucian Msamati (JLB Matekoni). Der übernimmt für Precious Ramotswe nicht nur den Fahrdienst zu Observationen und Recherchen, sondern versucht auf zaghafte Weise auch, ihr Herz zu erobern.
Der 100-minütige Pilotfilm zu dieser sechsteiligen, auf Romanen des schottischen Schriftstellers Alexander McCall Smith basierenden Serie wurde von Anthony Minghella inszeniert. Die britisch-amerikanische Produktion war die letzte Regiearbeit des 2008 überraschend verstorbenen britischen Filmemachers ("Der englische Patient"). Ausschließlich an Originalschauplätzen gedreht, wurde die Serie zur bis dahin größten Film- und Fernsehproduktion des Landes.