1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Musical-Premiere in Berlin: Elisabeth tanzt mit dem schönsten Tod

Musical-Premiere in Berlin Elisabeth tanzt mit dem schönsten Tod

Vergessen wir Romeo und Julia! Das erfolgreichste deutschsprachige Musical (Weltkarriere in 14 Ländern!) ist zurück in Berlin: „Elisabeth“. Der Tod als ewiger Verführer zieht sie in ihren Bann und das Publikum im Theater des Westens gleich mit.

Von Astrid Mathis Aktualisiert: 07.03.2025, 00:24
Überirdisch schön: Elisabeth, Kaiserin von Österreich, im berühmten Sternenkleid.
Überirdisch schön: Elisabeth, Kaiserin von Österreich, im berühmten Sternenkleid. Foto: Semmel Concerts

Berlin. - Und was für einen grandiosen Tod haben die Vereinigten Bühnen Wien da für sich entdeckt! Lukas Mayer hat alles, um unwiderstehlich zu sein: Jeder Blick ist ein Versprechen, jeder Ton hingebungsvoll und fordernd zugleich, charismatisch seine Stimme wie auch seine Erscheinung. Allein, wie der 25-jährige Augsburger die Treppe hinunterschreitet, ist eine Augenweide. Elegant und umschmeichelnd, mit großen Augen und blonden Locken ist er ein Todesengel, dem sich keiner entziehen kann. Er ist der Marionettenspieler, er hat alle Fäden in der Hand. Und während Elisabeth ihm noch widerstehen kann, fragt sich das Publikum, warum sie ihm nicht gleich erliegt, ist hin und weg von Lukas Mayer.

Lukas Mayer als Tod - eine absolute Traumrolle.
Lukas Mayer als Tod - eine absolute Traumrolle.
Foto: Semmel Concerts

Zur Geschichte: Rotzig frech erzählt Luigi Lucheni (Riccardo Greco) aus dem Leben der Kaiserin von Österreich, er, der sie mit einer Feile auf dem Gewissen hat. Ja, wie aus dem Wildfang Sisi eine Elisabeth (Roberta Valentini alternierend mit Bettina Mönch) wird, die sich in die Freiheit kämpft, das kann niemand besser beschreiben. Als alle Rüschen von ihr fallen, singt sie „Ich gehör‘ nur mir“. Da brandet eine solche Begeisterung im Theater auf, dass man meint, das sei schon das Finale. Doch so leicht macht das Erfolgsduo Sylvester Levay und Michael Kunze es den beiden nicht. Ehe sie zusammenfinden, geht es ins Café, zur Revolution, ins Bordell und Irrenhaus. „Der letzte Tanz“ wartet noch auf sie.

Im goldenen Käfig: Glücklich? Wohl eher nicht. Elisabeth mit Kaiser Franz Joseph und Hofstaat.
Im goldenen Käfig: Glücklich? Wohl eher nicht. Elisabeth mit Kaiser Franz Joseph und Hofstaat.
Foto: Semmel Concerts

Das Ensemble strickt in aufwendigen Kostümen (Yan Tax) und überzeugenden Choreographien (Simon Eichenberger) den Rahmen für das Drama, in dem die Liebesgeschichte schließlich gipfeln muss. Herzergreifend ertönt die Stimme des kleinen Rudolf (Emma Khawatni), der in dem Tod einen Freund findet, als er, abgeschottet von der Mutter, zum Herrscher erzogen werden soll. War Franz Josef tatsächlich so schwach und seine Mutter so ein Scheusal, Elisabeth hartherzig und kalt? „Wie sie wirklich war, das werdet ihr aus keinem Buch und keinem Film erfahr’n“ singt Lucheni. Er räumt mit all dem staubigen Kitsch auf, der Elisabeth anhaftet. Und wenn das Musical darin badet, sieht man gern dabei zu. Hier die Aristokratin im Sternenkleid, da der Pöbel, für den nur leere Milchkannen übrigbleiben.

Wiedersehen in Berlin: Daniela Ziegler (rechts) spielte in Shanghai an der Seite der "Elisabeth"-Darstellerin Roberta Valentini.
Wiedersehen in Berlin: Daniela Ziegler (rechts) spielte in Shanghai an der Seite der "Elisabeth"-Darstellerin Roberta Valentini.
Foto: Astrid Mathis

Vor fünf Jahren feierte die konzertante Schönbrunner Version in Wien Premiere (Inszenierung: Gil Mehmert). 2016 lief „Elisabeth – Das Musical“ schon einmal in Berlin, im Admiralspalast. Außer Treppe und Türrahmen ist nicht viel auf der Bühne geblieben, doch das Orchester ist so in das Geschehen eingebettet, dass dank der wechselnden Videoprojektionen (Michael Grundner) der Eindruck entsteht, man würde das Musical mit allen Facetten erleben.

Stehende Ovationen: Berlin feiert das Musical "Elisabeth" im Theater des Westens.
Stehende Ovationen: Berlin feiert das Musical "Elisabeth" im Theater des Westens.
Foto: Astrid Mathis

Es fehlt ihm ja an nichts! Ein unwiderstehlicher Tod, eine hinreißende Elisabeth, ein starkes Ensemble und ein Orchester, das seinesgleichen sucht – mehr braucht man nicht, um dahinzuschmelzen. Was in der Regie von Harry Kupfer mit der Premiere 1992 im Theater an der Wien begann, hat bis heute nichts von seinem Zauber verloren. Ein Meisterwerk! Und ein Geschenk für Berlin.