Fernsehsendung Mord und Intrigen im Tatort
Ballauf und Schenk ermitteln im neuen Kölner „Tatort“ in der Bau-Branche. Lohnte sich die zehnmonatige Wartezeit auf die neue Folge?
Köln (dpa) l Nach zehnmonatiger Pause dürfen die Kölner „Tatort“-Ermittler Ballauf und Schenk mal wieder ran. Sie müssen den Tod einer Hotelangestellten aufklären und das Rätsel um eine verschwundene Frau lösen. Das tun sie mit der routinierten Gelassenheit aus über 20 Dienstjahren.
Zwei Gestalten ringen unter einer Dusche miteinander, plötzlich rutscht eine von ihnen – eine Frau mit Lederhalsband – blutend zu Boden. Wenig später liegt eine Tote vor einem Haus – sie wurde vom Balkon gestoßen. Ein Fall für Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Endlich mal wieder, möchte man sagen – denn Fans des Kölner „Tatort“ mussten sich lange in Geduld üben.
Den letzten Fall aus der Domstadt hatte das Erste vor zehn Monaten gezeigt. Danach war erst mal Schluss, weil alle drei „Tatort“-Folgen aus Köln, die für 2017 vorgesehen waren, bereits in den ersten drei Monaten des Jahres gesendet wurden. Nun gibt es also am Sonntag (20.15 Uhr) in der Folge „Bausünden“ ein Wiedersehen mit Ballauf und Schenk, die 2017 ihr 20-jähriges Dienstjubiläum feierten.
Länger dabei sind nur das Münchner Duo Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) sowie die Ludwigshafener Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), die nach dem Ausstieg von Schauspieler Andreas Hoppe künftig ohne ihren Kollegen Mario Kopper ermitteln muss.
In Szene gesetzt wurde „Bausünden“ von Kaspar Heidelbach, der auch 1997 bei der ersten Kölner Folge „Willkommen in Köln“ Regie führte. Klaus Doldinger, Komponist der berühmten „Tatort“-Titelmelodie, hat für den aktuellen Fall die Filmmusik geschrieben.
Zurück zum Inhalt: Bei dem Balkonsturz-Opfer handelt es sich um die Hotelangestellte Marion Faust. Kurz vor ihrem Tod hatte sie mehrere besorgte Nachrichten auf dem Anrufbeantworter von Susanne Baumann hinterlassen. Diese scheint fremden Männern gegenüber nicht abgeneigt zu sein und ist seit einiger Zeit verschwunden. Hat ihr Ehemann Lars Baumann (Hanno Koffler) etwas damit zu tun? Das Ehepaar Baumann arbeitet in einem Architekturbüro, das in Katar Projekte für die Fußball-WM 2022 baut. Welche Rolle spielt der Chef des Büros, Hans Könecke (Julian Weigend), der auf die Aufträge in Katar angewiesen ist und genau wie Lars Baumann früher als Soldat in Afghanistan war?
Nach einem vielversprechenden Beginn wird die Spannung in der Folge leider rasch gedrosselt und die Handlung plätschert recht uninspiriert vor sich hin. Es gibt ein paar nicht allzu überraschende Wendungen, die beiden Kommissare ermitteln routiniert und – da verrät man kein Geheimnis – lösen natürlich den Fall.
Mit der sonst oft üblichen Sozialkritik, die eigentlich ein Markenzeichen des Kölner „Tatort“ ist, hält sich „Bausünden“ auffällig zurück – obwohl die Anspielungen auf die WM-Baustellen in Katar geradezu dazu einladen. Doch dieses Thema wird nur am Rande erwähnt. Lediglich Baumanns Schwägerin, die sehr engagierte Gewerkschaftsfunktionärin Daniela Mertens (Jana Pallaske), prangert die unmenschlichen Zustände auf den Weltmeisterschafts-Baustellen an und kritisiert die lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen dort.
Und so ist „Bausünden“ trotz guter Darsteller – unter anderem sind auch Max Hopp und Moritz Heidelbach dabei – ein zwar solider, aber etwas langweiliger Krimi. Das lange Warten auf den nächsten Kölner „Tatort“ hat sich also nicht wirklich gelohnt.
Das Erste zeigt die „Tatort“-Folge „Bausünden“ am Sonntag ab 20.15 Uhr