1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Gibt es so etwas wie anthroposophische Kunst?

Landeskunstmuseum Halle Gibt es so etwas wie anthroposophische Kunst?

15.06.2015, 06:10

Ostrau/Halle (dpa) l "Aenigma" lautet der Titel einer Ausstellung des Landeskunstmuseums Halle - und die erstreckt sich bald bis in den kleinen Ort Ostrau in der Gemeinde Petersberg. Denn die Patronatskirche in dem Dorf passt perfekt zum Thema der Schau, die anthroposophisch beeinflusste Kunst in den Blick nimmt.

Die Kirche beherbergt nämlich eine Grabkapelle, die nach den Grundsätzen dieser Weltanschauung gestaltet wurde. Deshalb seien Schloss, Schlosspark und Kirche als Korrespondenzstandort für die Schau ausgewählt worden, erklärt der Chef des Kunstmuseums Moritzburg Thomas Bauer-Friedrich. "Wir wollen auf Ostrau aufmerksam machen."

Zu verdanken hat der Ort das architektonische Kleinod dem letzten Gutsherrn auf Schloss Ostrau: Hans-Hasso von Veltheim (1885-1956). Von Veltheim war ein enger Freund Rudolf Steiners (1861-1925) - dem Begründer der Anthroposophie. Die Lehre steht unter anderem für die selbstständige geistige Orientierung des Menschen. Auf Steiners Weltanschauung basiert auch die Waldorf-Pädagogik.

"Auf Schloss Ostrau versammelte von Veltheim Geistesarbeiter, Künstler und Wissenschaftler zum geistigen Austausch", erzählt Oberbürgermeister Georg Rosentreter (parteilos). Schließlich habe er zwei Künstler mit der Gestaltung seiner Grabkapelle in der Kirche in anthroposophisch orientiertem Stil beauftragt - typisch sind etwa die farbigen Fenster, die die Malerin Maria Strakosch-Giesler schuf. Die Gestaltung der Kapelle entwarf der Architekt Felix Kayser.

Anthroposophische Kunst zeichnet sich durch eine besondere Farben- und Formensprache aus, ist aber sonst schwer auf eine einzige Definition zu bringen, wie das Museum deutlich macht. Da setzt die Schau an: "Gibt es so etwas wie anthroposophische Kunst und wenn ja, wie sieht diese aus?", heißt es in der Beschreibung.

Gezeigt werden 250 Arbeiten von rund 120 Künstlern aus Deutschland, Tschechien und der Schweiz. "Sie umfasst Objekte aus Malerei, Bildhauerei und Kunsthandwerk, also alles das, was wir auch in unseren Sammlungen haben", sagt Museums-Direktor Bauer-Friedrich. Der Titel der Ausstellung, die vom 16. August bis 25. Oktober läuft und gemeinsam mit dem Kunstmuseum Olmütz (Tschechien) realisiert wird, geht auf eine 1918 gegründete Künstlervereinigung zurück.