Berufsverband Bildender Künstler will sein Ausstellungsprojekt vielfältiger gestalten "Herbstsalon" soll neue Wege beschreiten
Vor fünf Jahren hat alles begonnen. Der Berufsverband Bildender Künstler Sachsen-Anhalt (BBK) startete 2007 mit seinem "Herbstsalon" in Magdeburg. Nun steht das Projekt vor einem Paradigmenwechsel. Der Verband will sich zurückziehen, einem Verein das Feld überlassen.
Magdeburg l Schauplatz der Exposition ist seit Beginn des "Herbstsalons" das Landesfunkhaus des MDR. Das karge Umfeld im großen Foyer, die Wände mit mehr oder weniger gelungenem Waschbeton, das alles passt dazu.
An der geplanten Veränderung sind keine internen Grabenkämpfe schuld. Jochen P. Heite, bis zum vergangenen Jahr Vorsitzender des Verbandes, begründet die konzeptionelle Neuausrichtung mit den Rahmenbedingungen solcher Ausstellungen, von denen es bisher fünf gab. Für den BBK fehle eine institutionelle Förderung des Landes. In Deutschland sei dies eine einmalige Situation, erklärt er mit Bedauern. Von aufwändigen und kontinuierlichen Projekten können die Künstler nur träumen. Deshalb die frischen Überlegungen.
"Wir wollen aus der Not eine Tugend machen", sagt Heite. Die Suche nach Mitstreitern nennt er schwierig. Wer sich einbringen wolle, müsse Engagement und Herz mitbringen, Zeit sowieso.
In diesem Jahr also ein neuer, alter Herbstsalon. Mit der "Übergangsexposition" geht es darum, neue Wege auszuloten, etwas Zeit zum Luftholen und Orientieren zu gewinnen, vielleicht auch weitere Partner mit ins Boot zu holen. Autodidakten, Menschen, die Kunst im Wechselfeld zwischen Beruf und Freizeit betreiben, werden für den sechsten Salon angesprochen.
Es geht nicht um den Hobbymaler schlechthin, sondern um ambitionierte Menschen aus dem gesamten Bundesland, die mit der hohen Qualität ihrer Arbeiten überzeugen. Malerei, Grafik und Plastik sind willkommen, die sich vor einer Jury beweisen müssen. Heite zeigt sich optimistisch. Zugleich sieht er eine Quelle für den Nachwuchs im künstlerischen Bereich gerade dort. Laien nennt der Ausstellungsmacher nicht per se unfertig oder gar stümperhaft. Für diese Haltung will er werben, nicht nur unter Kollegen, sondern auch in der Öffentlichkeit.
Den Blick über den Tellerrand hinaus öffnen
In Vereinsträgerschaft geht es dann vom kommenden Jahr an wieder um eine strategische und zukunftsfähige inhaltliche Ausrichtung. Der Raum bleibt. In der offenen Anlage mit dem weiten Blick zur Stadt sieht Jochen P. Heite das Besondere. Keine Kabinettkunst, keine Intimität bei den Präsentationen, dafür sei der Raum zu flüchtig, in dem sich auch große künstlerische Auseinandersetzungen nur schwer organisieren lassen.
Er sieht aber in den Kontakten der einheimischen Künstler zu Berufskollegen in anderen Bundesländer und ins Ausland eine Chance, wünscht sich einen Dialog. Städte und Länderpartnerschaften zwischen Kommunen und Ländern bieten eine Basis für Vorhaben, die zugleich den Blick über den Tellerrand hinaus öffnen. Deshalb plant der neue Verein dort anzuknüpfen, sich Mitgestalter zu suchen. Solche Partnerschaften könnten helfen, seit vielen Jahren bestehende Beziehungen aufzufrischen, mit Leben zu erfüllen. Nashville und Magdeburg stehen in ersten Konzepten für 2014 im Vorhabenkatalog.
Polen spielt traditionell eine große Rolle bei den Auslandsbeziehungen. Alte Kooperationen wie bei den Magdeburger Textilplenairs können wieder aufleben. Künstler aus Radom sind ebenso willkommen, sich in der Landeshauptstadt vorzustellen. Heite findet es wichtig, nicht beim Punkt null anzufangen. Stattdessen hofft er auf einen Mix zwischen Altbewährtem und einem unkomplizierten Neuanfang.