Ausstellung Himmelsscheibe zieht nach Berlin
In Berlin zeigt eine Ausstellung die bedeutendsten deutschen Archäologie-Funde der vergangenen 20 Jahre, auch die Himmelsscheibe aus Halle.
Berlin l Die „Himmelsscheibe von Nebra“ verlässt Halle und zieht nach Berlin. „Wir verzichten äußerst ungern auf die Himmelsscheibe, die wir eigentlich nie mehr ausleihen“, sagt Harald Meller, Landesarchäologe und Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle. Für eine nationale Ausstellung, die die bedeutendsten Funde der vergangenen 20 Jahre aus ganz Deutschland zeigt, gibt Meller sie jedoch sechs Wochen her.
Er habe in den Vorbesprechungen zur Ausstellung „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“ viele bedeutende Stücke aus Sachsen-Anhalt vorgeschlagen, die auch in Berlin zu sehen sein werden – die Himmelsscheibe habe nicht auf seiner Vorschlagsliste gestanden. Den nachdrücklichen Wunsch der Berliner Ausstellungsmacher und des Bundes konnte er aber schwer abschlagen.
„Sachsen-Anhalt profitiert kulturell enorm von finanziellen Zuwendungen des Bundes. Vor diesem Hintergrund wäre es nicht richtig gewesen, dem Bund die Anfrage zu verweigern“, sagt Meller. Wie bedeutend die Scheibe in den Augen der Berliner Kuratoren ist, zeigen die Plakate: Die Himmelsscheibe ist das Motiv der Werbekampagne und auch auf dem Katalogumschlag zu sehen.
Andere archäologische Museen zeigen Goldhüte (Berlin) oder Kunstgegenstände wie die 35.000 Jahre alte „Venus von Hohle Fels“ aus Baden-Württemberg. Niedersachsen schickt den „Goldhort von Gessel“, der mit 82 normierten Goldspiralen vom allgegenwärtigen Handel vor 4000 Jahren zeugt.
Die jüngsten Ausstellungsstücke sind noch keine 100 Jahre alt und kommen aus Berlin. Dort wurden 2010 sechzehn von den Nationalsozialisten als „Entartete Kunst“ beschlagnahmte Skulpturen gefunden.
Insgesamt versammelt die Ausstellung 1000 Exponate aus 300 Fundkomplexen von 70 Leihgebern. Alle Funde werden vier Themenbereichen zugeordnet: Mobilität, Konflikt, Austausch, Innovation. Harald Meller bezeichnet sie als die entscheidenden, uns und die Menschen vor Tausenden von Jahren beschäftigenden Themen.
Sachsen-Anhalt sendet neben der Himmelsscheibe unter anderem die gesamte Alchimistenwerkstatt, die in Wittenberg gefunden und 2016 erstmals in der Ausstellung „Alchemie“ präsentiert wurde. Es lässt den Goldschmuck aus dem Fürstinnengrab von Profen nach Berlin reisen und eine große Wagenbestattung vom gleichen Fundort. Auch drei paläolithische Frauenstatuetten aus Nebra sowie das im Block geborgene Rinderopfer von Niederwünsch, das auf 2000 vor Christus datiert wird, zeugen von der reichen Fundgeschichte Sachsen-Anhalts. Mit den Exponaten aus Blockbergungen stellt sich Halle als Spezialist für diese großräumige Fundbergungsmethode vor.
Während die Ausstellungen des Landesmuseums in Halle immer globale Aspekte behandeln, sich mit den großen Fragen der Menschheit wie Krieg und Klimawandel auseinandersetzen, hat die Berliner Archäologie-Leistungsschau eine betont nationale Perspektive, die sie europäisch weitet.
Die europäische Verbundenheit der Menschen vor Tausenden Jahren lasse sich prima darstellen, sagt Meller. So sei das Ringheiligtum von Pömmelte in seinen Abmaßen fast mit denen von Stonehenge identisch. Und die „Himmelsscheibe von Nebra“ wäre nicht geschmiedet worden ohne Zinn aus Cornwall.
Von deren Perfektion, Schönheit und besonderer Aura können sich die Besucher der Berliner Schau etwa sechs Wochen überzeugen. Danach wird sie für den Rest der Ausstellung durch eine Kopie ersetzt, während das Original zurück nach Halle kommt. Und bleibt.
„Bewegte Zeiten – Archäologie in Deutschland“ im Berliner Martin-Gropius-Bau, 21. September bis 6. Januar; Katalog: 39,95 Euro.
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