Christoph Weyers gestaltete das Bühnenbild für das Domplatz-Musical "Die Schöne und das Biest" "Ich will, dass der Zuschauer immer den Dom sieht"
Es ist ein großes Bühnenbild und trotzdem filigran, offen, licht. "Ich wollte, dass der Zuschauer immer den Dom sieht. Es gibt keine bessere Kulisse", sagt Christoph Weyers. Der Hamburger ist verantwortlich für das Bühnenbild zum Domplatz-Open-Air des Theaters Magdeburg. Disneys Musical "Die Schöne und das Biest" hat morgen Abend seine Premiere.
Von Grit Warnat
Magdeburg. Als Christoph Weyers gestern Mittag auf den sonnenbeschienenen Zuschauerrängen sitzt und Richtung Dom schaut, muss er die Augen leicht zukneifen. Das sei nicht das ideale Licht, sagt er. Das habe man aber abends, wenn die Sonne langsam untergeht, die Bühne im Licht erstrahlt und der Dom illuminiert wird. "Licht spielt für diese Inszenierung eine unglaublich große Rolle. Damit kommt der Zauber in diese schöne Geschichte", sagt der Hamburger.
Bis 9. Juli wird abends ab 21 Uhr die Liebesgeschichte um die schöne Belle und den Prinzen, der zur Strafe für seine Hartherzigkeit und Selbstsüchtigkeit in ein Biest verwandelt wird, erzählt, getanzt, gesungen. Es ist eine Musicalproduktion, die für zahlreiche Bilder steht: die Dombaustelle und das Treiben der Handwerker, das Dorf von Belle, der Wald, das geheimnisvolle, verzauberte Schloss des Biestes. Weyers hat sich, um all die Örtlichkeiten unterzubringen, für eine Drehscheibe – 14 Meter im Durchmesser und 15 Tonnen Nutzlast – entschieden. "Ich musste 25 Bilder und 18, 19 verschiedene Szenen unterbingen. Wir haben hier keinen Schnürboden, keine Seiten- und keine Hinterbühne", erklärt Weyers seine Entscheidung.
Eine Drehscheibe für neue Einblicke
Bei diesen Worten fängt die Bühne an "zu laufen", die Bänke des Dorfes weichen dem Schloss. Der Blick wird frei auf große und kleine Treppen, die auf unterschiedliche Ebenen führen und immer wieder – von allen der auf 924 Plätze aufgestockten Zuschauertribüne – neue Einblicke geben sollen. 38 Meter breit ist die Bühne insgesamt, 22 Meter tief, 15 Meter sind es bis zur Turmspitze. Da mussten Statiker bemüht werden, um Windlasten zu berechnen. Und hinter dem aufwändigen Bühnenbild ragt der gotische Dom empor in den Himmel. Weyers: "Für mich hat es keine Frage gegeben, die Bühne musste hier positioniert werden." Das war Bedingung für seine Zusage.
Das Theater Magdeburg hatte ihn angefragt. Weyers hatte Ja gesagt. Der Bühnen- und Kostümbildner, der an Musicalproduktionen wie "Robin Hood" (Bremen), "Jekyll Hyde" (Bozen), "Les Miserables (Brno), der "Buddy Holly Story" (Essen) und "Passion" (Dresden) mitgewirkt hat, spricht in hohen Tönen von den Magdeburger Domplatz-Produktionen, lobt die Qualität der Werkstätten und die Zusammenarbeit mit der technischen Leitung. Er hatte "Titanic" (Zitat Weyers: "Das hat mich vom Hocker gerissen. Ein sensationelles Bühnenbild") gesehen und im vergangenen Jahr "Evita". Er sei auch beeindruckt gewesen, dass ein Stadttheater die Rechte für Disneys "Die Schöne und das Biest" bekommen habe. "Für mich war das eine interessante Arbeit." Es war seine erste für das Magdeburger Haus.
Und dann rollt eine Wundermaschine
Weyers sieht zufrieden aus, als er sein Bühnenbild inspiziert. Treppe hoch, Treppe runter. Dann zeigt er auf ein fahrbares Objekt und strahlt. Was da ein wenig faucht, scheint eine Art Wundermaschine zu sein. Christoph Weyers klärt auf: Das ist die Erfindung von Maurice, Belles Vater. Es handelt sich um eine Apfelschälmaschine. "Hier haben sich viele mit ihren Ideen eingebracht, viele getüftelt", sagt Weyers. Er sei gespannt, wie das Gefährt ankommt.
Heute wird er es zur Generalprobe mit Publikum erfahren. Ist er als Bühnenbildner aufgeregt? "Wissen Sie, das bin ich lange vorher, wenn die Arbeit beginnt", sagt er. Und fügt schmunzelnd hinzu: "Jetzt sind andere dran."