Der Schriftsteller und Schauspieler wird morgen 80 Jahre alt und des Schreibens nicht müde Peter Biele und seine Inventur des Lebens
Peter Biele stand bis ins Rentenalter auf der Bühne. Die Schauspielerei hat er mittlerweile aufgegeben, das Schreiben aber nicht. Morgen wird er 80 Jahre alt und arbeitet an seinem neuen Buch.
Magdeburg l Wenn Peter Biele in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch sitzt, hat er die fließende Elbe und den mächtigen Dom im Blick. Hinter ihm stapeln sich die Bücher bis unter die Decke. Sie sind geistiger Schatz, von dem er sich bei seinem Umzug von Dresden nach Magdeburg nicht trennen wollte und konnte. Auch die von ihm geschriebenen Bücher liegen imRegal - wie "Tod im Kostüm - Eine komödiantische Geschichte", die 1978 im Mitteldeutschen Verlag erschienen war.
1997 zog es den gebürtigen Dresdner nach Magdeburg, seiner Jugendliebe wegen. "Ich bin begeisterter Opa, aber ich wollte das nicht nur alleine sein", sagt er. Mit der Magdeburger Autorin Ingrid Hahnfeld, die er vor 40 Jahren an der Landesbühne Sachsen in Radebeul kennengelernt hatte, verbindet ihn auch die große Liebe zur Schriftstellerei.
Dabei startete der heute noch 79-Jährige sein Berufsleben als Schauspieler. Biele studierte an der Schauspielschule in Berlin, stand auf den Bühnen in Altenburg und Dresden, in Halle und Zittau. Im Gespräch zitiert er gern aus seinen Rollen. Auch wenn er Anfang der 1970er Jahre die Bühne verließ, sich für das Schreiben entschied und nach einem Studium am Institut für Literatur in Leipzig als freischaffender Schriftsteller arbeitete, blieb er den Theatern immer treu.
"Ich habe versucht, noch einmal einzusteigen, und das hat geklappt", sagt er und spricht nicht nur von seinen Engagements am Schauspielhaus Chemnitz und bei der Theatergruppe "Poetenpack", sondern vor allem von seinem Einstieg in die Komödie - Berlin, Hamburg, Berlin, Neuss, Hannover und seiner Heimatstadt Dresden, in der er mit Herbert Köfer spielte. Biele: "Was der Mann noch leistet, ist bewundernswert."
"Der Text kommt mit der Handlung förmlich auf einen zu."
Köfer ist zehn Jahre älter als Biele, steht immer noch auf der Bühne. "Das habe ich aufgegeben", sagt der Magdeburger, auch wenn das Textelernen für ihn nie ein Problem gewesen sei. "Die Kausalität der Gedanken hilft beim Lernen", sagt er. Der Text komme mit der Handlung förmlich auf einen zu.
Heute memoriert er immer noch. Das sei wichtiges Gedächtnistraining. Und eine "Romeo und Julia"-Rolle, die er in Hannover kurzfristig übernommen hatte, sagt er zwei-, dreimal in der Woche vor sich hin.
Schriftstellerisch ist er nach wie vor aktiv. Sein neuestes Buch "Nähe und Ferne - Zufallsblicke" soll dieser Tage erscheinen. "Es sind kurze Texte, persönlich gehaltene Episoden", sagt Biele. Am 11. Januar wird er sie im Literaturhaus Magdeburg vorstellen.
Mit dem Älterwerden wuchs der Wunsch nach einer Inventur des eigenen Lebens. Auch sein 2010 erschienener Roman "Aus dem Eckhaus" trägt autobiografische Züge. Andreas, der Protagonist, erlebt mit Schulbeginn den Krieg in Dresden und wie Familienangehörige zur Wehrmacht eingezogen werden. Wie Peter Biele, dessen Erinnerungen an das brennende Dresden nie verlöschen und dessen Vater nicht aus dem Krieg zurückkehrte.
Lyrik, Essays, Reportagen, Romane. "Nähe und Ferne" wird bald druckfrisch vor ihm liegen - das nächste Vorhaben bereits geformt. Biele, der immer in Städten an der Elbe gelebt hat und im Frühjahr eine Flusskreuzfahrt von Potsdam bis Prag unternommen hatte, ist voller Eindrücke vom Strom, den Auen und den Menschen, die an ihm leben und arbeiten. Seine Gedanken sammeln wird er an der Elbe, die vor seiner Haustür liegt und zu der es ihn immer wieder zieht. Draußen, am Mückenwirt, im Klosterbergegarten, fühle er sich richtig frei. Dort wird er des Schreibens nicht müde.