Kunstmuseum Moritzburg zeigt die Moderne
Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle zeigt von Sonnabend an seine neue Dauerausstellung „Moderne Eins“.
Halle (dpa) l Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle öffnet am Sonnabend seine neue Dauerausstellung „Moderne Eins“ für das Publikum und präsentiert dann auch Werke aus der Zeit des Nationalsozialismus. „Der Raum hat eine vollkommen neue Gestaltung erfahren“, sagte der Direktor des Kunstmuseums, Thomas Bauer-Friedrich, am Mittwoch. Gezeigt werden Werke aus vier Teilsammlungen des Museums aus dem Zeitraum 1900 bis 1945. Ganz bewusst würden Werke, die den Nationalsozialisten „als anerkannte Vertreter der neuen Staatskunst galten“, gezeigt. „Es geht darum, diese Werke nicht länger wegzusperren, sondern sie zu thematisieren“, sagte Bauer-Friedrich.
Auf der 1100 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche im Westflügel der Moritzburg sind jedoch auch Werke von Munch, Kandinsky und Nolde zu sehen. Zuvor waren dort Bilder der Klassischen Moderne des Privatsammlers Hermann Gerlinger gezeigt worden. Dieser hatte vor Monaten seine Sammlung nach Differenzen mit dem Museum aus der Moritzburg abgezogen. Ein neuer Dauerausstellungsbereich musste konzipiert werden.
Laut Bauer-Friedrich gibt es nicht nur ein neu gestaltetes Wandsystem, auch bislang zugesetzte Fenster zum westlichen Mühlgraben der Burg wurden geöffnet. „So konnten wir bei der Präsentation der Werke auch das Tageslicht nutzen.“ Inhaltlich finden sich die drei Bereiche Expressionismus, Neue Sachlichkeit und Abstraktion.
Das Museum will den Blick der Besucher auch auf die Kunst der Jahre 1933 bis 1945 richten. Dafür werden Werke, die während der NS-Zeit als „entartet“ bewertet wurden, neben Werken von Künstlern gezeigt, die während der NS-Herrschaft hofiert wurden. Laut Museumsdirektor Bauer-Friedrich ist eine permanente Präsentation solcher Werke, die auf einer eigenen Sammlung basiert, einzigartig in der deutschen Museumslandschaft. Gezeigt wird beispielsweise das Werk „Abendfriede“ von Emil Nolde. Der Künstler sei früh davon überzeugt gewesen, dass „germanische Kunst“ allen anderen weit überlegen sei.
In der Dauerausstellung sind zudem Werke von Franz Marc, Gustav Klimt und Wassily Kandinsky zu sehen. Erstmals ausgestellt wird ein bedeutender Frauenkopf des Malers Alexej von Jawlensky. Neben Bildern werden auch Plastiken sowie kleinplastische Medaillen gezeigt.
„Ich hoffe, dass wir durch die neue Dauerausstellung noch mehr Besucher anlocken werden. Zurzeit kommen die meisten Gäste vor allem wegen unserer Sonderausstellungen“, erklärte Museumsdirektor Bauer-Friedrich. Ein Audioguide und ein vielfältiges Rahmenprogramm begleiten die „Moderne Eins“. Die Kosten für die Neugestaltung der Dauerausstellung wollte Bauer-Friedrich indes nicht beziffern, die Kosten blieben aber im Rahmen des Museums-Haushaltes 2017.
Ihre Fortsetzung erfährt die Sammlungspräsentation der Kunst im 20. Jahrhundert mit der Neukonzeption der „Moderne Zwei“, die Ende Februar 2018 eröffnet werden soll.