Chris Doerk tourt durch den Osten Deutschlands und produziert ihr erstes Nachwende-Album Mit 70 Jahren wieder voll im Geschäft
Vor einem halben Jahrhundert war sie - mit ihrem Mann Frank Schöbel - ein vielbeschäftigter Schlager-Star der DDR. Dann blieb es lange ruhig um Chris Doerk. Mit 70 ist sie wieder voll im Geschäft.
Berlin (dpa) l Mit "Lieb mich so, wie dein Herz es mag" oder "Wieder keine Post von dir" eroberten sie die Herzen tausender Fans. Chris Doerk und Frank Schöbel waren das Traumpaar des DDR-Schlagers - und auch privat glücklich liiert. Nach sieben Jahren Ehe war der Traum vorbei. Das Paar trennte sich. Für beide ging es auf der Bühne solo weiter. Ein halbes Jahrhundert später fanden sie beruflich wieder zusammen. Für Chris Doerk begann damit ein unverhofftes spätes Comeback.
Sie tourt nun durch den Osten Deutschlands und produziert ihr erstes Nachwende-Album. Ihren 70. Geburtstag feiert sie mit Konzertpublikum - am Freitag im Kulturzentrum Rathenow.
Doerk und Schöbel waren für viele das Traumpaar
"Mein gefühltes Alter ist 30", scherzt die in Königsberg geborene Jubilarin, die einst mit einem frechen Kurzhaarschnitt berühmt wurde. Inzwischen trägt sie zwei geflochtene Zöpfe und eine Baskenmütze - damit sie nicht so oft zum Friseur gehen muss. "Ich werde manchmal gefragt, wo es die Baskenmütze mit den Zöpfen gibt ...", berichtet Doerk. Die Mützen stammen alle noch aus DDR-Zeiten, an einige hat sie noch Accessoires genäht; etwa funkelnde Sterne, für die sie ein Faible hat.
Doerk und Schöbel, beide Jahrgang 1942, hatten als Duo tausende Fans zwischen Ostsee und Erzgebirge, ihre Auftritte im Fernsehen waren legendär und sie verkauften Millionen Schallplatten. Ihre gemeinsamen Musikfilme "Heißer Sommer" (1968) und "Nicht schummeln, Liebling" (1972) erreichten mit ihrer Unbeschwertheit und Leichtigkeit Kultstatus. "Wir waren wirklich ein Traumpaar: Die Optik stimmte, die Stimmen passten zusammen. Viele Menschen haben eine Sehnsucht nach heiler Welt. Wir haben sie verkörpert." 1974 zerbrach die Musiker-Ehe nach sieben Jahren. Ein Fan forderte damals über die in den Zeitungen mit kurzer Meldung abgehandelte Trennung: "Wenn Ihr Euch nicht mehr zusammentut, dann werden wir an Erich Honecker schreiben." Sein Wunsch sollte erst Jahrzehnte später in Erfüllung gehen.
"Ich war nach der Scheidung ein bisschen persona non grata", schildert Doerk. Fortan tourte sie durch ferne Länder, in die der normale DDR-Bürger nicht durfte. Auf ihren Reisen trank die Sängerin Kamelmilch in der Wüste und flog in Flugzeugen neben Hühnern und Ziegen. Sie gastierte in Syrien und im Irak. Dort war das Publikum vorwiegend männlich, Frauen mussten zu Hause bleiben.
Eine zweite Heimat wurde für sie Kuba. Dort war die Sängerin aus dem sozialistischen Teil Deutschlands 1970 auf einem Festival zum Publikumsliebling gewählt worden.
Es folgten Gastspielreisen und private Besuche. "Das Land hat mich so umgehauen", blickt sie zurück. "Ich habe ja selbst viel von den Kubanern, die viel lachen und immer die Kurve bekommen. Ich bin dankbar, dass ich dieses Naturell habe." Unter dem Titel "La casita" schrieb Doerk vor zehn Jahren ein Buch über Kuba. Auf der aktuellen Tour singt sie auch ein kubanisches Liebeslied. Auf der Karibikinsel ist die Sängerin so beliebt, dass Fans ihren Kindern den Vornamen Chrisdoerk gaben.
Nach dem Mauerfall war das einstige Idol plötzlich nirgendwo mehr gefragt. Der Versuch, in ihrem Wohnort Kleinmachnow bei Berlin mit einer Second-Hand-Boutique Geld zu verdienen, scheiterte. Danach widmete sie sich wieder einem künstlerischen Metier: "Andere haben aus Frust angefangen zu trinken, ich habe mit dem Malen begonnen", schildert sie.
"Ich möchte nicht Schlager- legende genannt werden"
Mit dem Singen hatte sie schon abgeschlossen. Doch dann fragte Frank Schöbel sie 2008, ob sie nicht wieder mit ihm auftreten wolle. "Ich habe nicht sofort zugesagt, sondern erst einmal überlegt." Die Auftritte - zweieinhalb Stunden Konzert und dann noch Autogrammstunde - seien "Stress pur", sagt Doerk.
Dennoch ist sie sehr glücklich über ihr Comeback. "Das Publikum ist glücklich, die Konzerte sind sehr gut verkauft. Es macht Spaß!", schwärmt sie, und: "Es ist befreiend, wenn man sich nach vielen gemeinsamen Ehejahren und einer Trennung trotzdem noch wie Bruder und Schwester versteht."
Aber sie sagt auch: "Ich möchte nicht Schlagerlegende genannt werden." Der Begriff Schlager habe ein zu schlechtes Image. Seichte Texte möge sie nicht. Auf die Frage, welchen Schlagersänger sie mag, antwortet Doerk: "Peter Maffay ist toll."