Zarte Lieder Kluger Kopf: Das Folkpop-Projekt Hello Emerson
Songwriter-Folk von intellektuellen Menschen kann auch gehörig nerven. Sam Bodary alias Hello Emerson ist ein ziemlich kluger Kopf - doch sein Debütalbum hat zum Glück genug Bodenhaftung und macht daher richtig Spaß.
Berlin (dpa) - Zum gut einminütigen Opener seines Debütalbums solle man doch bitte laut "Der Panther" von Rainer Maria Rilke lesen. Das empfiehlt Sam Bodary, Frontmann des neuen Folkpop-Bandprojekts Hello Emerson.
Der junge Mann, der auf dem Cover von "Above The Floorboards" (K&F/Broken Silence) in leicht ratloser Sitzhaltung vor einer Riesenmenge leerer und vollgekritzelter Zettel zu sehen ist, scheint also ein Künstler der belesenen Sorte zu sein. Bodary ähnelt damit - übrigens auch stimmlich und hinsichtlich der Produktionsweise seiner zarten Lieder - intellektuellen Überfliegern wie Conor O'Brien (Villagers), Sufjan Stevens, Andrew Bird oder Conor Oberst (Bright Eyes).
Vor seinem Hello-Emerson-Debüt hat der 23-jährige US-Amerikaner ein Literaturstudium an der Ohio State University in Columbus abgeschlossen, verrät die kleine, feine Dresdner Plattenfirma K&F Records über ihren jüngsten Coup. Und weiter: "Seine Abschlussarbeit zeichnet Verbindungen zwischen dem Schaffen von David Foster Wallace und J. D. Salinger nach. Genauer gesagt zwischen Wallaces Kurzgeschichte "Good Old Neon", die er als Antwort auf oder Dialog mit der Glass-Familien-Saga deutet, die den Großteil von Salingers Kurzgeschichten durchzieht." Oha!
Wer nun befürchtet, es hier mit geschwätzigem Songwriter-Folk zu tun zu haben, kann sich beruhigt zurücklehnen. Denn die zehn bis zu acht Minuten langen Tracks auf "Above The Floorboards" nerven kein bisschen mit Schlaumeierei. Im Gegenteil, es handelt sich um durchweg bildhübsch arrangierte, hochmelodische und dennoch unaufdringliche Song-Preziosen, die allerlei ehrenvolle Vergleiche (siehe oben) geradezu herausfordern.
Während seines Studiums der Englischen Literatur begann Bodary, intensiver an eigenen Songs zu arbeiten - "und weil dies mit der Geburt seiner Nichte Emerson korrespondierte, die wiederum nach seinem zweiten Vornamen benannt wurde, nannte er das Ganze Hello Emerson", so sein deutsches Label. Mit dem Pianisten Jack Doran und dem Percussionisten Daniel Seibert hat das Projekt noch zwei andere feste Mitglieder, doch bei der Auspolsterung mancher Debüt-Songs haben zwei Dutzend Musiker geholfen.
Im Mittelpunkt stehen aber ganz klar die so klare wie fragile Stimme von Sam Bodary und sein filigranes Gitarrenspiel. Erst diese beiden Elemente machen den schönen, eigentlich doch eher unspektakulären Country- und Folkpop von "Above The Floorboards" zu etwas ganz Besonderem.
Konzerte: 25.8. Lübeck; 26.8. Offenbach; 28.8. Hamburg; 29.8. Berlin; 30.8. Berlin, 1.9. Annaberg-Buchholz; 2.9. Dresden, 4.9. Bayreuth; 5.9. Marburg; 6.9. Düsseldorf; 7.9. Karlsruhe; 9.9. Halle/Saale; 10.9. Münster