Konzert Maffay spielt MTV-Unplugged in Magdeburg
4800 Fans feiern Peter Maffay und Johannes Oerding beim Konzert in der Magdeburger Getec-Arena.
Magdeburg l Peter Maffay kann Alben und Konzerte. Er rockt seit 40 Jahren, hatte zig Nummer-1-Alben. Er füllt Hallen. Immer wieder. Auch Montagabend. 4800 Leute wollen ihn (auch mit stolzen Kartenpreisen um die 80 Euro) sehen und hören – und erleben einen akustischen Maffay. Der Deutschrocker unplugged. Das ist eine Premiere für die Fans, ebenso für den bühnenerfahrenen 68-Jährigen. „Anschnallen, Leute“, ruft er.
Der Durch-und-durch-Musiker hat vor Jahren bei einem Konzert in Magdeburg gesagt, dass er nach einer Tour, wenn alles vorbei sei, ein Fernglas heraushole und neue Aufgaben suche. Nach seinen „Tabulaga“-Drachen-Shows im vergangenen Jahr muss er durch dieses Fernglas geschaut haben. Das Neue: „MTV Unplugged“, eine Reihe, die Musik ungeschönt und ungefiltert präsentiert, sozusagen die Bundesliga der Akustik. Das Album nahm Maffay im Sommer auf. Jetzt ist er ganz frisch auf Tournee – mit Musikerkollegen und Songs aus 40 Jahren, die man sofort Maffay zuschreibt, weil sie so bekannt sind und sich doch jetzt im neuen Gewand so ganz anders anhören.
Maffay hingegen ist der Alte geblieben (wobei das Wort „Alt“ so gar nicht passen will). Gitarre, Silberkette, Lederhemd, schwarze Jeans, die Tattoos, die er später an diesem Abend mit „Schwarze Linien“ auch besingen wird, sind bestens sichtbar. Und er setzt nach wie vor auf langjährige musikalische Begleiter wie Pascal Kravetz und Carl Carlton.
Gleich zu Beginn spucken die Berge Lava aus, es ist „Eiszeit“ und über die große Leinwand flirren die Bilder von Gräberreihen, Zerstörung. Ein weinendes Kind im Krieg. Natürlich ist auch das Maffay: Klare Kante zeigen, deutliche Worte finden. „Wir haben immer versucht, Dinge, die uns ängstigen, die uns bewegen, in Lieder zu packen“, sagt er. Auch dafür lieben ihn seine Fans. Als der Song „Wenn der letzte Regen fällt“ endet, sitzt Maffay wie in sich gesunken auf seinem Hocker.
Alles ist sachter an diesem Abend, die Lautstärke, das Rockige, ohne aber auf Sparflamme zu gehen. Es ist ein minimalistisches Auskommen mit Verstärkern. Dafür gibt es drei Streicher und drei Bläser auf der Bühne sowie einen dreistimmigen Backgroundchor und zartes Flötenspiel beim Liebeslied „Ewig“. Immer wieder erlebt man an diesem Abend eine ungewohnte Instrumentierung. Und andere Stimmen.
Maffay tourt mit Johannes Oerding und weiteren Gästen, die außer Oerding immer wieder wechseln. In Magdeburg hat er für einige Songs die Berliner Sängerin Elif an seiner Seite. Im Duett besingen sie den kleinen Drachen und „Irgendwo tief in mir bin ich ein Kind geblieben“. Oerding ist präsenter, mehrmals singt er mit dem Barden, der vom Alter her sein Vater sein könnte.
Der legendäre Karat-Nachsinger „Über sieben Brücken“ ist mit Oerding-Stimme völlig neu für die Ohren. Der 36-jährige Sänger hat eine höhere Lage als der markige Maffay. Beide ergänzen sich perfekt. Maffay gibt denn auch ehrlich zu, dass er durch ihn solche große Kraft, solche Energie bekomme. Oerding winkt ins begeisterte Publikum und bedankt sich für die Gänsehaut. Maffay and friends kommen an, auch beim Duett der beiden auf einer kleinen Seitenbühne. Nur zwei Stimmen und zwei Gitarren. Pures Spiel. Die Menge genießt das sehr.
In Windeseile ist Maffay zurück auf der großen Bühne, wo jetzt die Boxen gestapelt stehen und die Instrumente angestöpselt werden. Plötzlich ist es unglaublich laut in der Arena und es ist dieses bassige Wummern da, das man körperlich spürt und das es das ganze Konzert über nicht gegeben hat. Kraftvoller Rock als Endspurt. Ja, so kennt man seine Konzerte, aber an diesem Abend ist der andere, der akustische Maffay noch im Ohr. Und der ist echt gut.