Discofieber Marianne Rosenberg: Schlagersängerin feiert Comeback mit neuem Album Diva
Schlagersängerin Marianne Rosenberg ist wieder zurück auf der Tanzfläche, zurück unter der Discokugel. Am 8. Juli 2022 wurde ihr neues Album „Diva“ veröffentlicht.
Berlin/DUR/ken/dpa - Marianne Rosenberg ist 67 Jahre alt und prägt seit den 1970er-Jahren die deutsche Musikwelt. Generationen von Paaren haben sich vermutlich dank ihrer Hits kennengelernt. Jeder kennt sie.
Und jetzt ist Marianne Rosenberg wieder zurück auf der Tanzfläche, zurück unter der Discokugel. Auf dem Cover ihres neuen Albums „Diva“ trägt sie ein pinkes Glitzergewand. Die Schlagersängerin hat jüngst in den legendären Berliner Hansa-Studios Songs aus der großen Zeit der Disco-Queens aufgenommen.
Neues Album: Marianne Rosenberg präsentiert "Diva"
Von ihr ausgewählte, englischsprachige Lieder wurden von Marianne Rosenberg ins Deutsche übertragen. Fans dürfen sich im neuen Album auf stampfende Dance-Klänge von heute mit den typischen Disco-Streichern freuen. „So kannst Du nicht gehn“ ist beispielsweise im Original „Don't Leave Me This Way“ von Thelma Houston - nicht von Jimmy Somerville, darauf legt Marianne Rosenberg Wert.
Es sei Musik gewordener Glitzer, für Partys oder für die Straße zur Christopher-Street-Day-Parade. Der Sohn von Marianne Rosenberg, Max Rosenberg, ist 30 Jahre alt und half, die altbekannt Hits zeitgemäß neu zu verpacken.
Wie ist Marianne Rosenberg bekannt geworden?
Marianne Rosenberg ist eine Ikone der Schwulenszene. Intellektuelle versteckten ihre Aufnahmen hinter Pink Floyd, sagt sie selbst scherzhaft. Marianne Rosenberg hat jung angefangen. Im Alter von vierzehn Jahren gewann sie einen Talentwettbewerb im Romanischen Café im Europa-Center. Dann nahm Marianne Rosenberg ihren ersten Song auf, Mr. Paul McCartney, der 1970 ihr erster Hit wurde und auf Platz 33 der deutschen Single-Charts kletterte.
Was hat Marianne Rosenberg gesungen?
- 1971: Fremder Mann
- 1972: Lieder
- 1974: Träume
- 1976: Ich bin wie du
- 1976: Lieder der Nacht
- 1977: War es wirklich gestern?
- 1978: Flüsterndes Gras
- 1979: Und die Liebe, sie kam
- 1980: Traumexpress
- 1981: Ich brauche dich …
- 1984: Spiegelbilder
- 1989: Uns verbrennt die Nacht
- 1991: Und du kannst nichts dagegen tun …
- 1993: Set the Night on Fire
- 1993: Feuerrosen
- 1998: Luna
- 2000: Himmlisch
- 2008: I’m a Woman
- 2011: Regenrhythmus
- 2020: Im Namen der Liebe
- 2022: Diva
„Mr. Paul McCartney“, „Marleen“, „Fremder Mann“ oder „Ich bin wie Du“ sind musikalische Meilensteine Marianne Rosenbergs, in der die Sängerin viel experimentiert hat: mit Rock, Pop, Chanson, Jazz, Techno und Punk. Ihr Album zum 50. Bühnenjubiläum schaffte es 2020 auf Platz 1.
1975 nahm Rosenberg erstmals an einem deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teil, mit ihrem Song „Er gehört zu mir“ kam sie zwar nur auf den 10. Platz, doch der Song wurde zum Hit.
„Dieser Song gehört zu mir wie mein Name an der Tür. Wenn sich die Rolling Stones nicht erlauben können, ohne 'Angie' oder 'Satisfaction' auf die Bühne zu gehen - wer bin ich, dass ich glaube, dass ich ohne 'Er gehört zu mir' nach Hause gehen kann?", beschrieb Marianne Rosenberg ihren Jazz-Song.
Ein solcher Hit kann Fluch und Segen sein. Marianne Rosenberg hat da eine gewisse Gelassenheit entwickelt. „Das wird einen begleiten, bis sie die Kiste runterlassen“, sagt die Sängerin.
Was hat Marianne Rosenberg in der Corona-Zeit gemacht?
Wie so viele Künstler hat Rosenberg die lange Stille der Corona-Zeit hinter sich. In der Pandemie ließ sie die alten Zeiten und die Musik, die sie begleitet hat, Revue passieren. „Dann dachte ich, wie wunderbar wäre es doch, diese Musik, die Stimmen und diese ikonischen Frauen, von Grace Jones über Thelma Houston bis Donna Summer, zurückzuholen. Wenn man diese Zeit zurückholen könnte, als sich die Menschen auf dem Tanzboden kennengelernt haben, nicht im Internet.“
Am prägendsten war für sie Gloria Gaynor, der Groove mit Streichern, Bläsern und souligen Arrangements. Den Albumtitel hat Rosenberg bewusst gewählt. Sie empfindet „Diva“ als ähnlich abwertend für Frauen wie die Bezeichnung „Emanze“. Sie will dem etwas entgegensetzen.
Die Sängerin kennt schillernde Gerüchte über sich, zum Beispiel: Die Diva lässt zwei Stunden vor dem Auftritt ihre Garderobe umstreichen. „Das fand ich erst mal witzig, aber da sieht man schon, woher der Wind weht.“
Marianne Rosenberg: Woher kommt der Name Diva?
Der Begriff komme aus der Oper. „Die Diva überhaupt ist für mich Maria Callas, eine große Künstlerin“, sagt Rosenberg. „Wenn man mich dann fragt: Bin ich eine Diva? Ja, in dem Sinne, wie ich Diva definiere, dass sie mit selbstbestimmter Arbeit, mit einem langen emanzipatorischen Weg vom stillen, introvertierten Mädchen zu dieser Frau geworden ist. Dann bin ich eine Diva.“
Einer, der ihr half, selbstbestimmt zu arbeiten, war der Musiker Rio Reiser. Die 80er-Jahre und die linke Szene in ihrer Heimat Berlin haben sie geprägt. Reiser schrieb den Song „Für immer und dich“ für Rosenberg, wie sie sich erinnert. „Er gibt mir das, und ich sage zu ihm: Weißt du, ich singe keine Lieder mehr über die Liebe und über Männer. Ich habe das genug gemacht.“
Beide hatten denselben Manager, aber strebten in unterschiedliche Richtungen: „Er wollte sehr viele Platten verkaufen und in den Mainstream.“ Sie habe eine andere Sprache gesucht. Reiser brachte sie darauf, ihre Texte selbst zu schreiben. Deswegen würdigt sie ihn auf „Diva“ mit einem Song.
Auf Demos wie in den 80ern geht Rosenberg heute nicht mehr. „Das ist mir in meinem Alter zu anstrengend geworden.“ Aber sie engagiert sich noch. „Ich empfinde mich nicht als politische Künstlerin, sondern als zivile Frau. Ich finde auch, dass alles politisch ist. Insbesondere die kleinste Verbindung, die es zwischen zwei Menschen gibt, die ist die politischste überhaupt. Da beginnt für mich Politik. Stichwort Gleichberechtigung in der Partnerschaft. Selbstbestimmtes Leben. Emanzipation. Gleiche Löhne.“