Powerwolf: Verdammt und vergöttert

Berlin - Powerwolf sind der FC Bayern München im Heavy Metal. Genau wie der deutsche Fußball-Rekordmeister werden die Saarländer in der Szene geliebt oder gehasst. Gleichgültigkeit gibt es kaum.
Nebenbei ist das Quintett auch eine der erfolgreichsten deutschen Metalbands. Falk Maria Schlegel hat mit den unterschiedlichen Reaktionen auf seine Band kein Problem. "Ich finde das persönlich gut", sagt der Orgelspieler im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur: "Ich komme damit ganz gut zurecht, wenn die Leute sagen: Ich liebe sie abgöttisch oder ich hasse sie. Dazwischen gibt es nicht viel."
Das Album "Preachers Of The Night" stürmte vor zwei Jahren auf Platz eins der deutschen Album-Charts und tummelte sich sechs Wochen lang in den Top 100. Für eine Metal-Combo ist die Top-Chartplatzierung fast schon ein Sakrileg. Ausverkaufvorwürfe erfolgten auch prompt.
Powerwolf verfolgen mit ihrem neuen Album "Blessed & Possessed" nicht unbedingt das Ziel, diesen Erfolg zu wiederholen. Der extrem bodenständigen Band sind andere Aspekte wichtiger. "Es liegt in der Natur der Subkultur, dass dies nicht das zentrale Kriterium für Erfolg ist. Natürlich haben wir uns über Platz eins gefreut", erklärte Gitarrist Matthew Greywolf, "doch es gibt uns wesentlich mehr, dass unsere Tour ausverkauft war, und die Reaktionen der Fans so emotional waren."
Für das Erfolgs-Album habe die Band ihren "urtypischen Sound weiterentwickelt" und sich nicht "verbogen, um ein Nummer-eins-Album zu schreiben". "Preachers Of The Night" sei aus dem Bauch heraus entstanden. "Eigentlich sind wir nebenbei auf Platz eins gelandet", meint Greywolf. Der typische, unverkennbare Bandsound setzt sich aus eingängigen Melodien, Kirchenorgel und Chören zusammen.
Alle Band-Mitglieder interessieren sich stark für Religionsgeschichte und Christentum. Eine religiöse Message verfolgen Powerwolf indes nicht. "Wir bewerten nicht, und wir predigen nicht", betont Schlegel: "Wenn man uns schon auf eine Religion festzurren möchte, dann ist das der Heavy Metal."
Das Wort "possessed" (besessen) aus dem Titel des neuen und sechsten Longplayers steht für die Besessenheit für alles, was mit der Band und dem Heavy Metal an sich zu tun hat. "Metalfans sagen nicht: Ich höre Heavy Metal, sondern ich bin Metalfan", sagt Greywolf: "Der Unterschied zwischen hören und sein sagt sehr viel aus."