Ray LaMontagne: Geglückte Zeitreise in die 70er

Berlin (dpa) - In seiner Heimat ist Ray LaMontagne eine große Nummer - ein Mann für Charts-Spitzenränge. Seit 2008 erreichte der Songwriter aus New Hampshire mit drei Alben hintereinander jeweils Platz 3 der US-Hitparade.
In Großbritannien schaffte er immerhin regelmäßig die Top 20. Nur Deutschlands Pop- und Rockfans verschlossen sich dem Sänger mit der Ausnahmestimme.
LaMontagnes sechste Platte Ouroboros (Sony) soll das ändern, es ist seine mit Abstand beste. Dabei macht der 42-jährige Grammy-Gewinner gar nicht so viel anders als sonst (wie überhaupt sein bisheriges Werk eher langen Linien folgt als plötzlichen Kreativsprüngen oder Abstürzen). Ouroboros enthält lediglich die zwingendsten, auch bewegendsten Lieder seiner Karriere, die opulentesten Arrangements, die perfekte Produktion für solch zeitlose Musik zwischen Folk, Rock und Soul.
Unter der Regie von Americana-Maestro Jim James (My Morning Jacket, Monsters Of Folk) begab sich der große Schweiger LaMontagne auf eine intensive Reise in die 70er-Jahre-Welten britischer Vorbilder: Van Morrison, Nick Drake, Cat Stevens, David Gilmour (In My Own Way und A Murmuration Of Starlings bedienen sich recht großzügig bei Pink Floyds Dark Side Of The Moon-Phase).
In acht monumentalen Cinemascope-Songs darf seine heisere, unendlich variable Blues-Stimme aufblühen wie selten zuvor. Und LaMontagne, der mit dem von Dan Auerbach (The Black Keys) produzierten Vorgänger Supernova noch stagnierte, fühlt sich hörbar wohl in den von Jim James mit viel Hall und Chorgesang ausgefüllten Klangräumen. Ouroboros, das Schlangensymbol aus dem alten Ägypten, scheint für den Singer-Songwriter von der US-Ostküste ein Glücksbringer zu sein.