Musikalische Bilanz Schlusspunkt für DAF - „Nur noch einer“
Die Deutsch Amerikanische Freundschaft steht für harte Klänge und schnelle Beats der 80er Jahre. Nach dem Tod von Band-Gründer Delgado blickt Schlagzeuger Görl mit neuem DAF-Album ähnlich hart zurück.
Berlin/Düsseldorf - „DAF war für immer.“ Im Widerspruch der neuen Textzeile steckt bereits die Endlichkeit der Band Deutsch Amerikanische Freundschaft („Der Mussolini“).
Nach dem Tod von Gründer Gabriel „Gabi“ Delgado-López im vergangenen Jahr hat Schlagzeuger Robert Görl als letztes Mitglied der Electro-Punker mit dem Album „Nur noch einer“ einen musikalischen Schlussstrich gezogen. Die tanzbare Bilanz umfasst in 15 Songs mehr als vier DAF-Jahrzehnte.
Delgados überraschender Tod traf das zu diesem Zeitpunkt noch verbliebene DAF-Duo mitten in den Vorbereitungen zu einem neuen Album. „Wir waren ganz kurz davor, wieder gemeinsam ins Studio zu gehen“, sagt Görl. Nach stetiger Aufgabentrennung - Texte Delgado, Musik Görl - lag nun alles in der Hand des 66-Jährigen.
Harte Klänge, schnelle Beats. Die musikalisch-scharfen Kanten der 80er Jahre haben DAF mitgeprägt. Die weitgehend auf elektronische Rhythmen reduzierte Musik prägte nachhaltig die New-Wave-Bewegung in Deutschland und die später daraus hervorgegangene Neue Deutsche Welle.
Alte Tonbänder ausgepackt
Das neue Album greift darauf zurück. Görl bediente sich am Material alter Tonbänder aus der Anfangszeit, die zur Konservierung noch luftdicht verpackt waren. Die unveröffentlichten Sequenzen sind Grundlage für die neuen Songs. Die Stücke bleiben aber mit Synthieklängen, hartem Rhythmus, meist gesprochenem Gesang und einfachen Melodien nicht in der Vergangenheit stecken. Songs wie „Loslassen“ oder „Es muss ans Licht“ liefern auch bestes Material für aktuelle Raves.
Neu-Texter Görl mäandert durch die Geschichte von DAF und der nicht immer einfachen Beziehung zu Delgado. „Erste DAF Probe“ ist eine Reminiszenz an den legendären „Ratinger Hof“. Die Düsseldorfer Altstadtkneipe gilt als eine Keimzelle von Deutsch-Punk und Electro.
Im Bierkeller übten nicht nur DAF, sondern auch Bands wie die Toten Hosen. Kraftwerk oder Fehlfarben gingen ein und aus. Auch der Song „Ein Kind aus dem Ratinger Hof“ erinnert an die Zeit des Neonlichts, „Kunststoff“ zielt auf die enge Verbindung zur quirligen Kunstszene. „Wir sind wild“ demonstriert alte Stärke, „denn wir machen, was wir wollen“.
Mit „Gedanken lesen“ zeigt Görl, wie viel Delgado noch immer im Album steckt: „Ich kann deine Gedanken verstehen, ich kann sie lesen und sie spüren.“ Es wird auch ein Wiedersehen geben. „Ich finde dich in einer neuen Welt“, singt er in „Neue Welt“, schließlich sind sie „schicksalshaft verbunden“ („Das Geschenk“).
Auf alte, militärisch wirkende Härte greift das treibende „Kein Ausweg“ zurück. Befehlende Passagen wie „In Reih' und Glied. An der Kontrollstation. Beobachtung. Durchsuchung. An der Absperrung.“ erinnern an die vielleicht bekannteste DAF-Textzeile „Tanz den Adolf Hitler!“ im „Mussolini“-Song von 1981. Delgado und Görl fühlten sich missverstanden, ihre Antworten auf Fragen zu vermeintlichem Nazitum reichten von „Nein, wir sind keine Nazis“ bis „Sieg Heil“.