Schlagersänger Wolfgang Petry: „Ich hab nie irgendetwas aus Kalkül gemacht“
Wolfgang Petry hat Stadien gefüllt, Freundschaftsbändchen zu Ruhm verholfen und sich zeitweise aus der Schlagerwelt zurückgezogen. Gerade ist er 70 geworden und singt wieder ein bisschen wie früher.
Köln - Wolfgang Petrys Lieder kommen in der Regel ohne viel Brimborium daher: Sie sind geradeaus und jeder weiß, worum es geht. Und genauso ist Wolfgang Petry auch in Interviews.
Wer eine klare Frage stellt, bekommt eine klare Antwort, ohne viel Chichi. So war das auch diesmal. Der Deutschen Presse-Agentur berichtet Petry über sein neues Album („Auf das Leben“, ab 24. September) und über „Verkleidungen“ in Fernsehsendungen.
Frage: Es heißt, dass Sie auf dem neuen Album nicht nur 14 neue Lieder und zwei Bonustitel präsentieren - sondern auch einen Blick „auf ausgewählte Stationen“ ihres Weges. Was würden Sie sagen, waren im Rückblick die wichtigsten Wegpunkte?
Antwort: Auf dem Album „Auf das Leben“ gibt's einen Song („Rattenscharf“), der von den vielen Menschen handelt, die mich begleitet haben und das ist zum Beispiel eine ganz wichtige Station.
Frage: Was war Ihnen bei dem neuen Album musikalisch besonders wichtig?
Antwort: Dass ich mich immer wieder neu ausprobiere, textlich wie musikalisch.
Frage: Wird jemand, der „Verlieben, verloren, vergessen, verzeih'n“ oder „Weiß der Geier“ liebt, auch auf dem neuen Album Lieblingslieder finden?
Antwort: Ja, auch das gibt es auf dem Album. Ich wollte einfach wissen ob ich in der Lage bin, sowas nochmal zu komponieren.
Frage: Wie kommt es, dass Ihnen so viele Ohrwürmer gelungen sind in ihrer Karriere? Verraten Sie uns den Trick.
Antwort: Große Tricks gab's dabei nicht, aber ich hatte allerdings eine gute Mannschaft um mich rum und so entstanden die vielen Gassenhauer. Im Moment arbeite ich mit nur einer Person zusammen und das ist Mary Susan Applegate, eine amerikanische Textdichterin.
Frage: Für die Video-Aufnahmen zum neuen Album haben sie sogar wieder eines ihrer berühmten Karohemden angezogen. Waren die nicht eigentlich schon längst eingemottet?
Antwort: Die Idee kam beim Song „Kämpfer“, den ich ganz bewusst nach alter Art so produziert habe, und so schaute ich mich in meinem Kleiderschrank um. Da hing noch das Karohemd, das ich schon so lange nicht mehr beachtet hatte und ich beschloss, es beim Videodreh zu benutzen.
Frage: Kommen die Freundschaftsbändchen jetzt auch zurück?
Antwort: Die können nicht mehr zurück kommen, denn ich habe sie ja damals für die Flutopfer versteigern lassen!
Frage: Sie werden natürlich fast schon peinlich oft auf die Karohemden, die Freundschaftsbändchen und den Schnäuzer angesprochen. Das liegt aber daran, dass das sehr einprägsame äußere Erkennungszeichen waren. Sie wurden damit zur Marke. War das eigentlich bewusst gewählt damals? Oder hat sich das so entwickelt?
Antwort: Ich stand schon immer auf Kriegsfuß mit Verkleidungen bei Fernsehsendungen und so beschloss ich eines Tages, mich nicht mehr zu verkleiden. Ab da trug ich immer mein Karohemd und fühlte mich sauwohl. Ich hab nie irgendetwas aus Kalkül gemacht und das war bei den Freundschaftsbändchen nicht anders.
Frage: In Ihrer Karriere haben sie riesige Konzerte gespielt, das berühmteste war sicherlich „auf Schalke“. Irgendwann haben Sie aber von diesen Groß-Auftritten Abstand genommen. Warum?
Antwort: Ich habe mich nicht nur von den Groß-Auftritten zurückgezogen, sondern auch von den kleinen. Mein letzter Auftritt war damals im Georg-Melches-Stadion in Essen am 7. August 1999. Ich stand ja schon ein halbes Leben auf der Bühne und fand, es war genug.
Frage: Wie erleben Sie die Musikbranche heute? Finden Sie es erstaunlich, dass deutscher Schlager auch 2021 noch so erfolgreich ist?
Antwort: Schlager ist gut für's Gemüt und wird viele andere Musikrichtungen überdauern.
Frage: Sind Sie eigentlich gerne einer der berühmtesten Musiker Deutschlands?
Antwort: Nein, berühmt sein war für mich nie eine Messlatte.
ZUR PERSON: Franz Hubert Wolfgang Remling wurde unter dem Namen Wolfgang Petry zu einem der erfolgreichsten Schlagersänger Deutschlands. Seine Markenzeichen: Lockenmähne, Freundschaftsbänder, Karohemd. Zu seinen Hits gehören „Wahnsinn“, „Bronze, Silber und Gold“ und „Weiß der Geier“. 2006 verkündete er plötzlich: „Mein Weg ist hier beendet, egal wie weh mir das tut.“ Der Sänger tauchte ab, was für seine Fans ein Schock war. Heute macht er wieder Schlager. Geboren wurde der Musiker in Köln.