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Festival Neun Tage Theater in Benneckenstein

Janek Liebetruth arbeitet als freier Regisseur zwischen Berlin, Weimar und Stuttgart - und jetzt als Festivalleiter im Harz.

Von Grit Warnat 02.08.2015, 19:46

Benneckenstein l Im vergangenen Jahr schon wollte der Verein Kulturrevier Harz e.V. ein Festival stemmen, das fehlender Finanzen wegen aber gestutzt werden musste. Geladen wurde schließlich zu einem Theatersommerfest, begrenzt auf einen Tag. Die abgespeckte Variante gab Rückenwind, um Größeres bewältigen zu können. Dieses Größere gibt\'s nun Anfang August, es dauert neun Tage und bietet Schauspiel, Tanz, Film, Konzerte, Workshops und Podiumsdiskussionen. Am 7. August ist Festivalpremiere von "Theaternatur" auf der 1952 erbauten Waldbühne.

Das Programm ist äußerst ambitioniert und zeugt vom Enthusiasmus der Macher um Liebetruth, mit dem auch so mancher Förderer überzeugt werden konnte. Es gibt mehrere Gastspiele, aufhorchen lassen aber vor allem die beiden eigenen Produktionen des Vereins: "Der Besuch der alten Dame" und "Harz/Heimat/Megacities".

Ein Stück mit Parallelen zum Harz

Ersteres Stück inszeniert Janek Liebetruth, Vereinschef und künstlerischer Leiter des Festivals. Er habe sich bewusst für Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" entschieden. Das Thema: Eine reiche Frau kehrt in ihre arme Heimatstadt zurück und unterbreitet den Bürgern ein folgenschweres Angebot. "Es gibt im Stück so manche Parallele zur Stadt Oberharz", sagt Liebetruth.

Für diese Eigenproduktion hat er einen respektablen Schauspielerkreis zusammengestellt. Angelika Böttiger, Nicolai Tegeler, Alexander Kiersch, Mark Pohl, Jan Hasenfuß, Rainer Philippi stehen unter anderen auf der Waldbühne, alles Profis ihres Fachs, die auf deutschen Theaterbühnen ebenso zu Hause sind wie vor den Kameras für Fernseh- und Kinoproduktionen. Angelika Böttiger zum Beispiel ist an der Seite von Horst Krause und Carmen-Maja Antoni in den "Krause"-Filmen zu sehen, ebenso in "Russendisko" und "Sushi in Suhl".

Das Gesicht von Jan Hasenfuß kann man aus "Bornholmer Straße" kennen, Alexander Kiersch aus "Gute Zeiten schlechte Zeiten" und der RTL-Serie "Die Wache". Rainer Philippi arbeitete mit Theater- und Filmregisseuren wie Luc Bondy, Jürgen Flimm, Jürgen Gosch, Claus Peymann zusammen.

Sein Netzwerk öffnet ihm Türen

Janek Liebetruth, geboren in Wernigerode, aufgewachsen in Benneckenstein, wohnend in Berlin, aber dem Harz immer noch stark verbunden, hat mit den meisten der Schauspieler bereits zusammengearbeitet. Hans-Otto-Theater Potsdam, Schauspiel Stuttgart, Deutsches Nationaltheater Weimar. Liebetruth war jahrelang Regieassistent, dann Regisseur. Mit der Zeit, so sagt der Festivalmacher, habe er sich ein Netzwerk geschaffen, das ihm nun Türen für das Projekt öffne. So trifft er mit seinen Ideen auf offene Ohren bei Freunden, Bekannten, Kollegen und holt beispielsweise das Deutsche Nationaltheater Weimar mit einem Gastspiel in den Harz. Die Schauspieler Tobias Schormann und Bastian Heidenreich reisen für "Tschick" nach Wolfgang Herrndorfs Erfolgsbuch in den Oberharz. Gastspiele gibt es auch vom Klecks Theater Hannover, der Erfurter Band LilaBungalow, der Compagnie Go Plastic aus Dresden, Theaterlandschafft aus Friedrichsbrunn.

Viermal wird Liebetruths Dürrenmatt-Inszenierung aufgeführt, ebenfalls viermal die zweite eigene Produktion, die Uraufführung von "Harz/Heimat/Megacities" in Regie von Clara Hinterberger. Über allem steht der Begriff Heimat. "Heimat und ein Zuhause haben ist unser großes Thema in diesem Jahr", sagt Liebetruth. Passend zum Festivalmotto "Heim@Stadt" wird auch der Dokumentarfilm "Vergessen im Harz" (2015) laufen, in dem Filmemacher Enno Seifried die ferne und nahe Geschichte des Harzes aufspürt, Zeitzeugen und Anwohner zu Wort kommen lässt.

"Wir wollen uns mit der Region auseinandersetzen und unsere Besucher dabei mitnehmen", sagt Festivalchef Liebetruth. Mit dem Programm will er jeden ansprechen, der im Harz Zeit verbringt - ob stets und ständig als Anwohner oder als Tourist im Sommerurlaub.