Auszeichnung „Nobelpreis für Jugendliteratur“ für Französin Marion Brunet
Die Autorin Marion Brunet kann sich in diesem Jahr mit dem renommierten Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis schmücken. In Deutschland ist die Französin noch recht unbekannt - das dürfte sich bald ändern.

Stockholm - Die französische Autorin Marion Brunet wird in diesem Jahr mit dem hoch dotierten Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis ausgezeichnet. Das gab die Preisjury der weltweit größten Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur in Stockholm bekannt. Die in Marseille ansässige Brunet wird damit für ihre in Deutschland noch recht unbekannten Jugendromane geehrt, in denen sie ein Schlaglicht auf soziale Themen und junge Menschen wirft, die gegen eine korrupte Gesellschaft revoltieren.
„Marion Brunet ist eine brillante Beschreiberin des Lebens junger Menschen in einer zunehmend materialistischen und bedrohlichen Welt“, würdigte sie die Juryvorsitzende Boel Westin. In ihren Geschichten verflechte die Autorin Gegenwart und Zukunft und teste immer wieder die Grenzen von Freundschaft und Liebe aus. „Ihre Arbeit trifft den Kern unserer Zeit“, so Westin.
Mit rund 460.000 Euro dotiert
Dotiert ist der Astrid Lindgren Memorial Award in diesem Jahr erneut mit einem satten Preisgeld in Höhe von fünf Millionen schwedischen Kronen - das sind umgerechnet rund 460.000 Euro. Feierlich überreicht wird der Preis am 9. Juni im Konzerthaus von Stockholm, an jenem Ort also, an dem alljährlich im Dezember auch die Nobelpreisträger ausgezeichnet werden.
Der oft als Alma abgekürzte Preis ist nach der großen schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren (1907-2002) benannt, die mit Werken wie „Pippi Langstrumpf“, „Michel aus Lönneberga“ und „Karlsson vom Dach“ die Kindheit von Millionen Menschen geprägt hat. Die schwedische Regierung hat die Ehrung kurz nach ihrem Tod ins Leben gerufen, um damit Persönlichkeiten und Organisationen zu ehren, die im Geiste Lindgrens zur Bedeutung der Literatur für Kinder und Jugendliche auf der ganzen Welt beitragen.
„Der Nobelpreis für Jugendliteratur“
Die 1976 geborene Brunet hat im Jahr 2013 mit „Frangine“ (Schwesterherz) ihr Debüt gefeiert. In dem Roman erzählt die Französin die Geschichte eines Jungen und eines Mädchens, die als Geschwister mit zwei Müttern aufwachsen, die ihre Kinder per künstlicher Befruchtung bekommen haben. Besonders die Tochter ist dabei Homophobie ausgesetzt.
Seitdem hat Brunet rund 15 Bücher veröffentlicht, darunter vor allem Jugendromane. Sie drehen sich unter anderem um soziale Probleme und Gewalt, aber auch um die Klimakrise und Zukunftsängste junger Menschen. Brunets Werke, deren Sprache von der Jury als „schimmernd und kristallklar“ beschrieben wurde, wurden ins Englische, Spanische, Katalanische und Russische übersetzt - bislang aber nicht ins Deutsche.
Als die Juryvorsitzende Westin die diesjährige Preisträgerin am Morgen telefonisch über ihre Ehrung informierte, brach Brunet zunächst in freudiges Lachen aus. „Ich bin extrem stolz und glücklich. Ich kann es kaum glauben“, sagte sie in einem Interview der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Sie sei schon froh gewesen, überhaupt nominiert worden zu sein, habe sich aber niemals vorstellen können, eine Chance auf den eigentlichen Preis zu haben.
„Für mich ist das der Nobelpreis für Jugendliteratur, die schönste Belohnung, die eine Jugendbuchautorin erhalten kann“, sagte sie. „Das ist der schönste Preis, den es gibt.“
265 Nominierte und bislang ein deutscher Preisträger
Insgesamt waren in diesem Jahr 265 Kandidatinnen und Kandidaten aus 72 Ländern und Regionen für den Preis nominiert worden, darunter neben Autorinnen und Autoren auch Illustratoren, Geschichtenerzähler und Organisationen. Aus Deutschland waren diesmal sechs Nominierte im Rennen: der Schriftsteller Andreas Steinhöfel, die Internationale Jugendbibliothek in München, die Illustratorinnen Jutta Bauer und Jacky Gleich sowie die Illustratoren Nikolaus Heidelbach und Mehrdad Zaeri.
Als bislang einziger deutscher Preisträger ist 2017 der Illustrator und Kinderbuchautor Wolf Erlbruch (1948-2022) mit dem Alma ausgezeichnet worden. 2003 hatte auch die österreichische Schriftstellerin Christine Nöstlinger (1936-2018) die Ehrung erhalten. Im vergangenen Jahr war die Auszeichnung ans andere Ende der Welt gegangen, nämlich an die australische Stiftung Indigenous Literacy Foundation.