Bachs Weihnachtsoratorium in Magdeburg Pauken, Trompeten und eine spannende Geschichte
Von Liane Bornholdt
Magdeburg. Es gehört zu den unverzichtbaren Ritualen der Weihnachtszeit. Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium erklang am Sonnabend in der Magdeburger Pauluskirche. Der Magdeburger Kantatenchor führte die Kantaten I bis III auf. Der musikalische Leiter Tobias Börngen hatte den Chor mit Sängern des Jugendchores aus der Paulus-Singschule verstärkt und hatte Musiker des Mitteldeutschen Kammerorchesters sowie Prof. Wolfgang Kupke als Continuo-Spieler und vier ausgezeichnete Gesangssolisten im Ensemble.
Nach dem strahlenden "Jauchzet, frohlocket" des Eingangschores, der gleich sehr schwungvoll und mit Begeisterung erklang, begann die Aufführung mit einer Überraschung. Mit Hannes Böhm aus Ludwigslust war ein außerordentlicher Evangelist zu erleben. Der Tenor sang die Weihnachtsgeschichte mit hinreißendem Timbre, erzählte mit seinem Rezitativ-Gesang spannend, wunderbar artikulierend und bis ins kleinste Detail emotional tief gelotet die Weihnachtsgeschichte, wie man sie ganz, ganz selten hört.
Ausgezeichnet aber auch die Altistin Susanne Krumbiegel aus Leipzig. Die versierte Kantatensängerin begeisterte auch mit ihrer sehr schön beweglichen Stimme und verzierungsreichem Gesang. Dies kam auch deshalb zu so überzeugend schöner Wirkung, weil Tobias Börngen wohl durchdachte und gut empfundene Tempi wählte. So hatten gleich die erste Alt-Arie "Bereite dich, Zion" und der folgende Choral "Wie soll ich dich empfangen" eine fast tänzerische Frische. Auch die Alt-Arien der II. Kantate "Schlafe, mein Liebster" und der III. Kantate "Schließe, mein Herze" sind wunderbar gelungen, sehr gefühlvoll und stilistisch sauber.
Die Bass-Partie erhielt mit dem Leipziger Dirk Schmidt auch Glanz, wenn er auch etwas kühler blieb und ihm die Rezitative ein wenig mächtig gelangen. Wunderbar aber die Bass-Arie "Großer Herr, o starker König" und das Duett mit dem Sopran "Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen".
Der Chor hat alle Aufgaben gut gemeistert. Die sehr schön differenziert angelegten Choräle wurden zu den chorischen Meisterwerken dieser Aufführung.