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Promi-Geburtstag vom 12. Februar 2016: Martial Raysse

Die Materialien für seine Objektkunst hat der französische Künstler Martial Raysse im Supermarkt gefunden. Mit seinen Mitstreitern der Künstlergruppe Nouveaux Réalistes fing der Vertreter der Pop Art die Wirklichkeit ein.

Von Wolfgang Marx, dpa 11.02.2016, 23:01

Berlin (dpa) - Er gehört zu den wichtigsten französischen Künstlern der letzten Jahrzehnte. Seine bedeutendste Auszeichnung erhielt Martial Raysse vor eineinhalb Jahren, als er den Praemium Imperiale bekam, der von der Japan Art Association verliehen wird und als der Nobelpreis der Künste gilt.

Martial Raysse ist es bereits als Mitbegründer des Nouveau Réalisme gelungen, die soziale Realität und den Konsum der Industriegesellschaft zu persiflieren und anzuprangern, sagte Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, bei der Preisverleihung.

Die Neuen Realisten, die man der Pop Art zurechnen kann, tauchten Anfang der 60er Jahre auf und holten die Wirklichkeit der Alltagsgegenstände in die Kunst. César formte Autos in der Schrottpresse zu Kunstwerken, Villeglé und Hains entdeckten die Schönheit abgerissener Plakatwände, die ihre Werbebotschaft verloren hatten. Arman schichtete Geigen aufeinander und Martial Raysse, der heute 80 Jahre alt wird, fand seine Objekte im Supermarkt.

Die Prisunics (Kaufhauskette in Frankreich) sind die neuen Museen der modernen Kunst, proklamierte Raysse, der aus gebrauchten Plastikflaschen schöne bunte Bäume gestaltete.

Auch wenn der Kunstkritiker Pierre Restany, der die Künstlergruppe mitbegründet hatte, durch die Geburt der Neuen Realisten den Tod der Malerei ausrief - für Martial Raysse galt das nicht, der vor allem mit seinen knalligen Frauenbilder ein breiteres Publikum fand. Wohl am bekanntesten aus dieser Phase ist seine Arbeit Nissa Bella (Schönes Nizza) von 1964, bei dem ein Neonherz auf der Wange einer schönen Frau prangt.

Ein weiteres wichtiges Thema bei Martial Raysse ist der Strand. Ich wollte die moderne Welt preisen, den Optimismus und die Sonne, sagte Raysse, der sein Thema vor der Haustür, der Côte d'Azur fand.

Geboren wurde der Künstler als Sohn von Keramikern in Golfe-Juan in der Nähe von Nizza. Die Tradition dieses Kunsthandwerks war vor allem durch Pablo Picasso, der wie Matisse, Bonnard oder Chagall sich in Südfrankreich niedergelassen hatte, wiederbelebt worden.

Zunächst hatte sich Martial Raysse der Dichtung zugewandt, bis er sich schließlich für die bildende Kunst entschied. Die Gründung der Gruppe Nouveaux Réalistes in Nizza sollte seiner Karriere schließlich die entscheidende Wendung geben. In den letzten Jahren arbeitete Raysse vor allem an großformatigen, figurativen Gemälden.